Investoren von Volkswagen erhöhen den Druck auf Oliver Blume, seine Doppelrolle als Vorstandsvorsitzender sowohl bei Porsche als auch beim Mutterunternehmen VW aufzugeben. Europas größter Autohersteller steht vor seiner größten Krise seit Jahrzehnten.
"Ingo Speich, Leiter der Unternehmensführung bei Deka Investment, einem der 15 größten Inhaber von VW-Vorzugsaktien, fragt sich, wie Blume beide Rollen angesichts der strukturellen Krise der Automobilindustrie adäquat wahrnehmen könne. Auch DWS-Experte Hendrik Schmidt, dessen Unternehmen etwa zwei Prozent der VW-Vorzugsaktien hält, äußert Bedenken und hält die ungewöhnliche Führungsstruktur nur für vorübergehend vertretbar.
Seit Blume vor zwei Jahren zusätzlich den CEO-Posten bei der VW-Gruppe übernommen hat, steht er unter anhaltender Kritik von Investoren und Analysten, die seine Fähigkeit anzweifeln, zwei börsennotierte Unternehmen gleichzeitig zu führen.
Blume steht zudem vor einem Konflikt mit dem Betriebsrat von VW über Pläne, zehntausende Arbeitsplätze abzubauen und erstmals in der 87-jährigen Firmengeschichte Werke in Deutschland zu schließen. Er und andere Führungskräfte argumentieren, dass diese Kürzungen notwendig seien, um strukturellen Herausforderungen wie dem schrumpfenden Automobilmarkt in Europa und der nachlassenden Nachfrage nach deutschen Marken in China zu begegnen.
Porsche, das 2022 an die Börse ging, ist Teil des VW-Konzerns, der wiederum von der Familie Porsche-Piëch kontrolliert wird. Frank Schwope von der Hochschule für angewandtes Management in Hannover prognostiziert zunehmenden Druck auf Blume, sich ganz auf VW zu konzentrieren.
Blume, der 2023 eine Vergütung von 9,7 Millionen Euro von beiden Unternehmen erhielt, hat von seiner engen Beziehung zur Familie Porsche-Piëch profitiert, die die Mehrheit der Stimmrechte bei VW hält. Probleme bei VW treten in einer Zeit auf, in der auch Porsche unter schwacher Nachfrage nach Luxus-Elektrofahrzeugen in China leidet. Die Verkaufszahlen sind dort um ein Drittel eingebrochen, was zu einem Kurssturz der Porsche-Aktie um 15 Prozent führte.
Trotzdem unterstützt die Porsche SE, das von der Familie Porsche-Piëch kontrollierte Investmentvehikel, Blume und seine Doppelrolle. Auch VW verweist auf frühere Äußerungen Blumes, wonach seine Arbeit bei der Sportwagenmarke ihm helfe, bessere strategische Entscheidungen für die gesamte Gruppe zu treffen.
Viele Investoren fordern jedoch, dass Blume sich auf eine Rolle konzentriert. Sie sehen in ihm den richtigen Mann, um den Autobauer durch den Umstrukturierungsprozess zu führen, insbesondere da sein Konflikt mit der Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo eskaliert. Jefferies-Analyst Philippe Houchois betont, dass das Ergebnis der Umstrukturierung über die Zukunft von Blume und Cavallo entscheiden wird. Sollte das Management die Werksschließungen nicht durchsetzen können, wird Blumes Position in Frage gestellt werden.