06. Oktober, 2024

Politik

Druck auf Netanjahu: Israelische Bürger demonstrieren für Geisel-Deal

Druck auf Netanjahu: Israelische Bürger demonstrieren für Geisel-Deal

Tausende Israelis haben landesweit mit einem „Tag der Störung“ für eine Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln protestiert. In Tel Aviv und weiteren Städten legten die Demonstranten zeitweise den Verkehr lahm. Die Aktion zielt darauf ab, die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu unter Druck zu setzen, Verhandlungen abzuschließen, um die Freilassung der etwa 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen.

Die Proteste starteten präzise um 06.29 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt des Überfalls durch die Hamas am 7. Oktober, bei dem 1200 Menschen getötet und rund 250 Personen in den Gaza-Streifen verschleppt wurden. Viele Teilnehmer trugen Schilder mit Aufschriften wie „Wir sind alle Geiseln“. Auch in Jerusalem und nahe der Grenze zum Gaza-Streifen kam es zu verschiedenen symbolischen Aktionen, die den Berufsverkehr erheblich beeinträchtigten.

Schon am Vorabend versammelten sich Zehntausende, darunter auch der befreite Geisel Almog Meir Jan. Ein Video mit seiner Ansprache wurde auf einer Großleinwand in Tel Aviv gezeigt. Er plädierte eindringlich für einen Deal zur Befreiung aller Geiseln. Berichte über Fortschritte in den Verhandlungen, die von Katar, Ägypten und den USA vermittelt werden, haben die Proteste angeheizt. Ägypten plant demnach intensive Beratungen in den kommenden Tagen, was Hoffnung auf eine baldige Lösung nährt.

Die Verhandlungen wurden durch die starren Forderungen der Hamas und die Kriegsfortsetzung Israels erschwert. Allerdings scheint es nun leichte Bewegungen seitens der Hamas zu geben. Israels Auslandsgeheimdienst Mossad verhandelte zuletzt erneut in Katar, was zu vorsichtigem Optimismus in israelischen Medien führte.

Trotz der anhaltenden Bemühungen bleiben viele Israelis skeptisch gegenüber Netanjahu. Bei einer Kundgebung in Tel Aviv äußerte eine Mutter, deren Sohn entführt wurde, ihr Misstrauen offen. Parallel führte das israelische Militär seine Einsätze im Gaza-Streifen fort und griff Hamas-Kämpfer in einer ehemaligen Schule der UNRWA an, wobei mehrere Menschen ums Leben kamen.

Weiterhin kam es im Norden Israels zu Kämpfen mit der Schiiten-Miliz Hisbollah. Diese schoss 20 Raketen und Drohnen auf israelisches Gebiet in Vergeltung für die Tötung eines ihrer Mitglieder. Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es regelmäßig zu solchen Eskalationen, wobei es auf beiden Seiten bereits Todesopfer gab.