30. September, 2024

Pharma

Druck auf britische Supermärkte wächst: Mangelnde Umsetzung der Antibiotika-Gesetzgebung

Druck auf britische Supermärkte wächst: Mangelnde Umsetzung der Antibiotika-Gesetzgebung

Eine aktuelle Untersuchung der Alliance to Save Our Antibiotics (ASOA) zeigt, dass britische Supermärkte die neuen gesetzlichen Vorschriften zur Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft noch nicht vollständig umsetzen.

Der am 27. September veröffentlichte Bericht fiel zeitlich mit einer hochrangigen Sitzung der UN-Generalversammlung zusammen, die sich der globalen Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen widmet. Trotz erheblicher Reduzierungen des Antibiotikaeinsatzes auf britischen Farmen zeigt die Untersuchung, dass die Supermärkte ihre Richtlinien nicht konsequent auf Markenlebensmittel, einschließlich importiertem Fleisch und Milchprodukten, anwenden.

Die Weltgesundheitsorganisation identifiziert antimikrobielle Resistenzen als ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem, das jährlich etwa 1,27 Millionen Todesfälle verursacht. Das Vereinigte Königreich hatte am 17. Mai 2024 ein Gesetz eingeführt, das den Einsatz von Antibiotika zur Kompensation mangelhafter landwirtschaftlicher Praktiken verbietet.

Dennoch zeigen die Lieferketten der Supermärkte nicht die erwartete Übereinstimmung mit diesem Gesetz, was oft zu intensiveren landwirtschaftlichen Methoden und einem höheren Krankheits- und Antibiotikaeinsatz führt. Laut ASOA verfügt M&S über die beste Richtlinie zur verantwortungsvollen Nutzung von Antibiotika, gefolgt von Tesco und Waitrose. M&S und Morrisons haben als einzige Supermärkte ein vollständiges Verbot des Antibiotikums Colistin umgesetzt.

Der Online-Lebensmittelhändler Ocado ist der einzige Supermarkt ohne Antiobiotika-Politik. ASOA-Manager Cóilín Nunan betonte: „Es ist jetzt nicht mehr legal, Antibiotika zur Unterstützung von landwirtschaftlichen Methoden zu verwenden, die Tiere krank machen. Um den Missbrauch von Antibiotika zu vermeiden und die Tiere gesund zu halten, müssen die Supermärkte dringend Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung und des Tierwohls ergreifen.“

Seit der ersten Bewertung im Jahr 2017 haben die Supermarktrichtlinien zu einer Reduzierung des gesamten Antibiotikaeinsatzes auf Farmen um 59 % und der besonders wichtigen Antibiotika um 81 % beigetragen. Diese Richtlinien gelten jedoch in der Regel nur für Eigenmarkenprodukte und lassen Marken- sowie importierte Lebensmittel außen vor.

Diese Diskrepanz stellt nicht nur britische Landwirte vor Herausforderungen, sondern gefährdet auch die Gesundheit der Verbraucher. Nunan fügte hinzu: „Weltweit wird geschätzt, dass etwa zwei Drittel aller Antibiotika in Nutztieren verwendet werden. Supermärkte überprüfen oft nicht, ob die von ihnen verkauften importierten Lebensmittel routinemäßig mit Antibiotika produziert wurden. Das ist unfair gegenüber britischen Landwirten, die höhere Standards einhalten müssen, und vor allem eine Bedrohung für die Gesundheit der Konsumenten.“