In einem aufsehenerregenden Interview mit der französischen Finanzzeitung Les Échos hat Carlos Tavares, der CEO von Stellantis, ein sensibles Thema angesprochen: die Möglichkeit von Werksschließungen angesichts des steigenden Wettbewerbs aus China. Tavares betonte, dass in der Automobilindustrie alle Optionen auf dem Tisch lägen, und schloss nicht aus, dass europäische Fabriken von chinesischen Herstellern übernommen werden oder geschlossen werden könnten, wenn diese ihren Marktanteil in Europa weiter ausbauen. Er warnte davor, dass chinesische Automobilbauer mögliche EU-Strafzölle umgehen könnten, indem sie ihre Produktion direkt nach Europa verlagern. Sollte dies eintreten, könnte dies zu einer unhaltbaren Überkapazität führen, die, so Tavares, unausweichlich zur Schließung von Produktionsstätten führen würde. Der Druck auf europäische Hersteller könnte erheblich steigen, falls chinesische Unternehmen ihren Marktanteil in Europa auf 10% ausweiten, was rund 1,5 Millionen verkaufte Autos bedeuten würde. Ein solcher Marktdruck könnte die Existenz von sieben Montagewerken gefährden. Stellantis, bekanntermaßen der Hersteller von renommierten Marken wie Peugeot, Citroën, Opel, Fiat, Chrysler und Jeep, hatte bereits im vergangenen Monat vor einem möglichen Gewinneinbruch gewarnt, ausgelöst durch Herausforderungen auf dem nordamerikanischen Markt und schwierige Branchenbedingungen insgesamt. Carlos Tavares, dessen Vertrag noch bis Anfang 2026 läuft, hat angekündigt, nach seinem Ausscheiden in den Ruhestand zu treten. Während die Suche nach einem Nachfolger läuft, bleibt die Frage, wie der Konzern und die gesamte Branche sich gegen die Konkurrenz aus China rüsten werden.