Die Bundesbank hat unter der Leitung ihres Präsidenten Joachim Nagel dramatische Szenarien für die deutsche Wirtschaft skizziert, falls der Zollkonflikt mit den USA unter der Präsidentschaft Trumps eskalieren sollte. Dieser protektionistische Kurs könnte insbesondere die exportstarke deutsche Wirtschaft erheblich belasten. Folgen wie Wohlfahrtsverluste stünden in den Startlöchern, warnen die Experten, und es gäbe – so die einhellige Meinung – „keine Gewinner“.
Der drohende Zollkrieg könnte auch auf den bereits angespannten deutschen Arbeitsmarkt durchschlagen. Laut der Berechnungen der Bundesbank wäre das Wachstum hierzulande bis 2027 um 1,5 Prozentpunkte geringer als bisher angenommen, sollten die Zollmaßnahmen Trumps aus dem Wahlkampf Realität werden. Die potenziell abwertende Wirkung des Euros lässt sich zwar als Stärkung für die Wettbewerbsfähigkeit sehen, doch die Kompensation der negativen Effekte würde nicht ausreichen.
Eine detaillierte Analyse der Bundesbank geht davon aus, dass die Vereinigten Staaten Einfuhrzölle auf chinesische Produkte auf 60 Prozent und auf deutsche sowie andere internationale Waren auf 10 Prozent erhöhen könnten. Vergeltungszölle, so wie seitens der EU angekündigt, müssten ebenfalls in die Rechnung einbezogen werden. Trumps bereits umgesetzte Zölle von 10 Prozent auf chinesische Güter und geplante 25-prozentige Zölle auf Aluminium und Stahl sowie ähnliche Maßnahmen gegen Mexiko und Kanada erhöhen den Druck auf Deutschland als wichtigstem Handelspartner.
Gleichzeitig zeichnet sich auch innerhalb Deutschlands ein düsteres wirtschaftliches Bild ab. Führende Ökonomen und die Bundesregierung rechnen lediglich mit marginalem wirtschaftlichen Wachstum, nachdem es bereits zwei Jahre lang rückläufige Zahlen gegeben hatte. Der Arbeitsmarkt zeigt deutliche Schwächen, mit einer Zunahme der Arbeitslosenzahlen und einem weniger spürbaren Fachkräftemangel.
Allerdings gibt es auch einen Lichtblick: Bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze könnten im Zuge erhöhter Verteidigungsausgaben geschaffen werden, finanziert durch neue Schulden. Dieses Investment könnte einen Wirtschaftsaufschwung von einem Prozent bringen, so eine aktuelle Studie. Ein Highlight ist, dass dieses Wirtschaftsplus vor allem die Bauindustrie und die Bundeswehr selbst positiv treffen könnte.