Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute blicken zunächst entspannt auf die neuen US-Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China und sehen keine unmittelbaren Gefahren für die hiesige Wirtschaft. Doch könnte sich die Lage dramatisch ändern, sollten die USA unter der Führung von Präsident Donald Trump auch europäische Produkte ins Visier ihrer Zollpolitik nehmen. Die Experten am Ifo-Institut in München, dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sowie am Mannheimer ZEW sind sich in dieser Bewertung einig. Julian Hinz vom IfW erläutert, dass die derzeitigen Zölle in nur geringem Maße negative Effekte auf Deutschland hätten. Zwar könnten Preissteigerungen und Kaufkraftrückgänge beobachtet werden, jedoch könnten Handelsumleitungen auch gewisse Vorteile für einige Unternehmen bringen. Doch die Möglichkeit, dass europäische Produkte bald ebenfalls von Zöllen betroffen sein könnten, sorgt für Unruhe in der Wirtschaft. Lisa Flach, Expertin für Außenwirtschaft am Ifo-Institut, sieht sogar einen kurzfristigen Vorteil für deutsche Exporte in die USA, da Produkte aus Kanada, Mexiko und China weniger konkurrenzfähig werden. Dennoch herrscht die Sorge vor, dass die Eskalation des Handelskonflikts die deutsche Wirtschaft, die stark exportabhängig ist, erheblich belasten könnte. Friedrich Heinemann vom ZEW mahnt, dass ein umfassender Zollkrieg die bereits andauernde Industrierezession in Deutschland weiter verschärfen könnte, insbesondere in Schlüsselindustrien wie Fahrzeugbau, Maschinenbau, Pharmaindustrie und Elektrotechnik. Zudem bestünde das Risiko, dass deutsche Unternehmen Produktionsstätten in die USA verlagern, um von niedrigeren Steuern und der Umgehung von Zöllen zu profitieren. Die Attraktivität der USA sei durch niedrigere Energiekosten, weniger Bürokratie und einen flexibleren Arbeitsmarkt ohnehin schon hoch, was den Eindruck verstärke, dass die Abwanderung deutscher Unternehmen bereits im Gange sein könnte.