Die jüngsten intensiven Luftangriffe Russlands auf die Ukraine haben nach Einschätzung von US-Militärexperten eine strategisch-psychologische Komponente. Ziel dieser offensiven Militärstrategie scheint es zu sein, die moralische Widerstandskraft der ukrainischen Bevölkerung zu untergraben und gleichzeitig die fortdauernde Unterstützung westlicher Nationen einzuschränken. Das angesehene Institut für Kriegsstudien (ISW) hebt in seinem aktuellen Lagebericht hervor, dass die Intensität der russischen Luftangriffe als Signal verstanden werden soll, dass Russland fähig ist, den Kriegsverlauf entscheidend zu verändern.
In einer möglicherweise beispiellosen Eskalation wurden laut Berichten aus Kiew innerhalb einer einzigen Nacht rekordverdächtige 355 Kampfdrohnen sowie Attrappen eingesetzt. Diese massive Operation, bei der eine Kombination aus Raketen und Drohnen zum Einsatz kam, zählt zu den verheerendsten Angriffen der vergangenen drei Jahre. Die humanitäre Lage ist gravierend: Mehr als ein Dutzend Menschen kamen ums Leben, zahlreiche wurden verletzt, und die materiellen Schäden sind immens.
Ein wesentlicher Hintergrund für diese militärische Offensive bilden die gescheiterten Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland, die auf Initiative der Vereinigten Staaten in Istanbul stattfanden. Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, übte scharfe Kritik an Kremlchef Wladimir Putin und warf ihm vor, den kriegerischen Auseinandersetzungen den Vorzug vor Friedensgesprächen zu geben.
Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich in der russischen Rüstungsindustrie. Sie hat die Produktion von sogenannten Schahed-Drohnen iranischer Bauart erheblich verstärkt. Diese Drohnen werden technologisch so weiterentwickelt, dass sie den ukrainischen Luftabwehrsystemen entkommen können. Sie fliegen in Höhen bis zu 2.500 Metern, was sie außerhalb der Reichweite taktischer Flugabwehrsysteme operieren lässt.
In der darauffolgenden Nacht ließ die Intensität der russischen Angriffe etwas nach. Die ukrainische Luftwaffe gab bekannt, dass 60 Drohnen im Anflug waren, von denen 43 erfolgreich abgefangen und neutralisiert wurden. Gleichzeitig verkündete das russische Verteidigungsministerium in Moskau, dass etwa 100 ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien. Aufgrund der Gefahr durch Drohnenangriffe wurde der Flugverkehr an mehreren russischen Flughäfen vorübergehend eingestellt.