Kurz nach Mitternacht schlugen am Dienstag ukrainische Drohnen in einem Wohngebiet im Vorort Ramenskoye ein, nur 40 Kilometer von Moskaus Stadtgrenze entfernt. Der Angriff forderte acht Verletzte und ein Todesopfer, eine 46-jährige Frau, und erhöhte damit die Besorgnis über die zunehmende Nähe der Kampfhandlungen zur russischen Hauptstadt.
Aleksey, ein Bewohner des betroffenen Vororts, schilderte, wie er gegen 3 Uhr morgens von Explosionen geweckt wurde. 'Normalerweise hört man Explosionen in der Ferne, aber wenn so etwas direkt an deinem Fenster vorbeifliegt, fühlt sich das plötzlich sehr real an', sagte er.
Lokale Behörden gaben bekannt, dass insgesamt 20 Drohnen über der Region abgeschossen wurden, wobei der Hauptschaden in Ramenskoye entstand. Gouverneur Andrey Vorobyov bestätigte, dass über die Hälfte der Wohnungen in mindestens einem Hochhaus beschädigt wurden. Zwei Notunterkünfte wurden für die evakuierten Anwohner eingerichtet.
Der Vorfall steht in starkem Kontrast zu Präsident Putins Bemühungen, den Krieg als fernab der Hauptstadt und ihrer Bevölkerung darzustellen. Russische Militäranalysten vermieden weitgehend Kritik an den Luftabwehrsystemen und betonten stattdessen die psychologische Dimension solcher Angriffe. Andrey Medvedev, ein Moskauer Politiker, kommentierte: 'Solche Angriffe zielen nicht nur auf Infrastruktur, sondern in viel stärkerem Maße auf die Psyche der Zivilbevölkerung.'
In Moskau ging der Alltag jedoch scheinbar unbeeinträchtigt weiter. Auf Instagram, trotz eines Verbots in Russland noch immer über VPNs zugänglich, teilten die Bewohner Bilder ihres Alltags, als ob die Drohnenangriffe weit entfernt stattfänden.
Der Moskauer Politikwissenschaftler Andrey Kolesnikov erläuterte, dass die Moskauer Bevölkerung lange Zeit daran gewöhnt wurde, dass sie auf politische Ereignisse keinen Einfluss habe. Dieses Gefühl trage dazu bei, dass das Leben in der Metropole trotz spürbarer Kriegsspuren scheinbar normal weiterläuft.
Das Levada Center unterstreicht diese Beobachtung; der Direktor Denis Volkov betont, dass der Krieg in Moskau, obwohl er sich im Hintergrund abspielt, als normaler Hintergrundrauschen angesehen wird. Der jüngste Angriff änderte an diesem Gefühl offenbar wenig.