Die potenzielle Ausweitung eines Arbeitsstopps der Hafenarbeiter von der Ostküste auf die Westküste bringt derzeit die Reedereien, Terminalbetreiber und die gesamte Nation ins Schwitzen. Grund hierfür ist die Ankündigung eines möglichen Streiks der International Longshoremen's Association (ILA), der am 20. Oktober beginnen soll. Der derzeitige sechsjährige Master-Vertrag der ILA für Dockarbeiter und andere Hafenangestellte von Maine bis Houston läuft am 30. September aus. Bislang wurden keine neuen Verhandlungstermine angesetzt. Kernpunkte der Auseinandersetzung sind Löhne, Sozialleistungen und Automatisierung. Die von der United States Maritime Exchange (USMX) vertretenen Arbeitgeber haben erklärt, sie hätten der Gewerkschaft gute Angebote unterbreitet, ohne jedoch Details zu nennen. Die ILA sieht dies als Kampf um faire Löhne gegen 'gierige' ausländische Konzerne, die Milliarden auf Kosten amerikanischer Arbeiter verdienen. Unterdessen hat die International Longshore & Warehouse Union (ILWU), die Zehntausende Dockarbeiter an den Westküstenhäfen vertritt, ihre Unterstützung für die ILA zugesichert. Der Präsident der ILWU, Willie Adams, betonte in einem Schreiben vom 16. August die Solidarität der Gewerkschaft und betonte den Kampf gegen Automatisierung und die Sicherung der Arbeitsplätze. Obwohl die ILWU in diesem Jahr bereits eine neue Hauptvereinbarung mit den Arbeitgebern abgeschlossen hat, spekulieren Experten darüber, ob die Gewerkschaft aus Solidarität streiken könnte – insbesondere im Hinblick auf umgeleitete Schiffe von den Ost- und Golfküstenhäfen. Doch laut der Anwältin Susan Kohn Ross, die sich auf Zoll- und Handelsrecht spezialisiert hat, ist ein längerer Streik unwahrscheinlich. Eine kurze Arbeitsunterbrechung von vielleicht einem Tag sei denkbar, aber die westlichen Hafenarbeiter könnten aufgrund bestehender Verträge nicht in einen weitergehenden Streik treten. Bisher wurden 'erstaunlich wenige' Frachtgüter an die Westküste umgeleitet, obwohl sich dies derzeit zu ändern scheint. Ross erinnert an den Westküstenstreik von 2012, bei dem die Gewerkschaftsarbeiter zunächst breite öffentliche Unterstützung erhielten, bevor die Höhe der Löhne publik wurde und die Stimmung kippte.