23. September, 2024

Wirtschaft

Drohender Hafenarbeiterstreik: US-Warenfluss und Wahlen in der Schwebe

Drohender Hafenarbeiterstreik: US-Warenfluss und Wahlen in der Schwebe

Kurz vor einer entscheidenden Wahl sehen sich die USA mit einem drohenden Arbeitskampf konfrontiert, der die Wirtschaft empfindlich treffen könnte. Etwa 45.000 Hafenarbeiter an den wichtigsten Häfen der Ostküste und des Golfs planen ab dem 1. Oktober in den Streik zu treten. Seit Juni herrscht in den Verhandlungen Stillstand, und die Industrie rechnet nun mit einer unvermeidlichen Eskalation.

Diese Häfen handeln über die Hälfte aller in Containern verschifften Güter von und in die USA. Ein einwöchiger Streik könnte laut Schätzungen den Wirtschaft einen Schaden von bis zu 7,5 Milliarden Dollar zufügen. Besonders betroffen wären spezialisierte Frachtgüter wie Bananen, Sperrholz und Autos, während Energie-Terminals verschont blieben.

Die Auswirkungen eines Streiks wären weitreichend. Der Import von gekühltem Obst und der Export von frischem Fleisch könnten zu Verderb und Umleitungen führen, was zu Engpässen und höheren Preisen führt. Die gesamte Lieferkette würde ins Stocken geraten und die Frachtkosten steigen, warnen Analysten.

Die Union fordert eine Gehaltserhöhung von fast 80% über sechs Jahre, um die während der Pandemie erzielten Gewinne der Container-Reedereien aufzuteilen. Der Widerstand der Arbeitgeberseite, vertreten durch die US Maritime Alliance (USMX), zeigt sich kompromissbereit mit einem Angebot von 32%, ähnlich wie an der Westküste im letzten Sommer. Ein weiteres strittiges Thema ist die Automatisierung, die laut Union vertraglich stärker eingeschränkt werden soll.

Die drohende Konfrontation stellt auch die US-Regierung vor eine Bewährungsprobe; die Union hat die Regierung vor einer Einmischung gewarnt. Der potentielle wirtschaftliche Schaden und die Preissteigerungen werden auch die Konsumenten betreffen, besonders bei Gütern wie Bananen, die nicht gelagert werden können. Händler wie Walmart, Costco und Target könnten bereits innerhalb von Wochen höhere Preise berechnen müssen.

Eine Lösung ist entgegen den Erwartungen nicht in Sicht. Sollten die Lagerhäuser an Kapazität gewinnen, könnten Agrarproduzenten gezwungen sein, ihre Produkte auf den Binnenmarkt zu bringen, was zu Preisverfall führen würde. Langfristig könnte dies auch einige Landwirte aus dem Geschäft drängen.

Ein weiterer möglicher Eingriff der Regierung wäre das Taft-Hartley-Gesetz, welches die Arbeiter während einer "Abkühlungsperiode" zurück zur Arbeit schicken könnte. Dies könnte die Gewerkschaftsanbindung untergraben, besonders in Hinblick auf die anstehenden Wahlen.

Alles in allem bleibt die Entwicklung der Stand-off-Situation gespannt, wobei die Auswirkungen nicht nur für die US-amerikanische Wirtschaft, sondern auch für die globalen Lieferketten erheblich sein könnten.