Julian Humphrey verließ das Spielfeld mit hängendem Kopf und einem Handtuch über dem Kopf. Der frustrierte Verteidiger der Georgia Bulldogs sah sich Trostversuchen des Teamtrainers ausgesetzt, während er sich schwerfällig in Richtung Tunnel bewegte. Die 41-34 Niederlage gegen Alabama lag schwer auf seinen Schultern, insbesondere nachdem er den spielentscheidenden Touchdown zugelassen hatte.
Im Tunnel wartete Coach Kirby Smart, bekannt für seine energischen Tiraden und bunt gespickten Wortgefechte. Dieses Mal jedoch zog Smart den niedergeschlagenen Humphrey heran, tätschelte ihm den Kopf und sprach beruhigende Worte – ohne jegliche Flüche. Smart bedankte sich bei zahlreichen seiner Spieler persönlich.
„Es gibt keine bessere Reaktion eines Anführers, als bei den Jungs zu sein, die mit dir in die Schlacht ziehen“, sagte Smart. „Und diese Jungs haben heute Nacht gekämpft.“
Erneut verloren die Georgia Bulldogs gegen Alabama. Eine Hälfte des Spiels war eine klare Blamage, gefolgt von einem fast geglückten historischen Comeback. Doch Alabama hatte das letzte Wort.
Warum fühlt sich diese Niederlage so zwiespältig an? Das Comeback war anspornend und zeugte von starkem Teamgeist. Doch dass es nötig war, einen Rückstand von 28-0 aufzuholen, wirft bedenkliche Fragen auf, besonders nach einem langsamen Start in den bisherigen zwei Spielen gegen andere Spitzenmannschaften.
Diese Niederlage gegen einen Coach, der nicht Nick Saban heißt, deutet darauf hin, dass Alabama das Problem bleibt. Smart, einst Assistent unter Saban, hat als Georgia Coach eine beeindruckende Bilanz von 97-17, aber nur 1-6 gegen Alabama.
Bekannte Coaches wie Hugh Freeze und Gus Malzahn haben bessere Bilanzen gegen Alabama, teils weil sie Heimvorteil genossen. Smart muss bis nächstes Jahr warten, um Alabama in Athens zu empfangen. Bisher verlor er zweimal dort und viermal im Mercedes-Benz Stadium in Atlanta in SEC- oder nationalen Meisterschaftsspielen.
Die zeitliche Einordnung dieser Niederlage bringt ebenfalls Zwiespalt: Sie beendet nicht Georgias Saison, aber schmälert die Chancen für die College Football Playoffs, und fordert womöglich zwei Siege in den drei verbleibenden Top-10-Spielen: gegen Texas, Ole Miss und Tennessee.
Was bedeutet diese Niederlage? Eine knappe Auswärtsniederlage gegen ein Elite-Team ist keine Schande, aber die dramatische erste Hälfte und die fehlende Finalisierung des Comebacks sprechen Bände.
Carson Becks Auftritt war geprägt von Höhe- und Tiefpunkten: Karrierehöchstwerte bei Raumgewinn und Ballverlusten. „Die erste Hälfte war katastrophal“, räumte Beck ein. „Aber ich bin stolz, wie wir gekämpft haben.“
Becks Leistung im vierten Viertel ließ Hoffnung aufkeimen. Doch bis dahin wirkte er teilweise unsicher und sah das Spielfeld schlecht – teils bekannte Probleme aus Spielen gegen Kentucky und Clemson.
Georgias Abwehr hatte Höhen und Tiefen: Nach vier Touchdowns auf Alabamas ersten vier Drives spielte sie im zweiten Durchgang weitgehend solide, bis zur Schlussphase. Milroe und Williams sahen wie die besten Spieler im College Football aus.
„Wir waren nicht wirklich vorbereitet, und das fällt auf mich“, gab Smart zu. Georgias aggressive Strategie in der ersten Hälfte schlug fehl, während sie mit einer konservativeren Herangehensweise mehr Erfolg hatten.
Obwohl die Bulldogs kurzzeitig führten, konterte Alabama umgehend. Humprey wurde sofort nach seinem Fehler aufgemuntert, doch auch der nächste Spielzug ging daneben.
Beck und sein Team erhielten noch eine letzte Möglichkeit zum Comeback, scheiterten jedoch.
„Ich glaube nicht an moralische Siege“, sagte Jalon Walker. „Eine Niederlage ist eine Niederlage. Aber wir können viel daraus lernen.“ Smart betonte die Bedeutung von Charakter, doch dieser allein reicht nicht aus.
Kann Georgia mit der zweiten Halbzeit dieses Spiels – ähnlich wie gegen Clemson und Kentucky – den nationalen Titel holen? Vielleicht war diese Niederlage der Wendepunkt. Oder zeigt das Team bereits, wer es wirklich ist?