Die Aktien von Singapore Post erlebten den größten Einbruch seit über vier Jahren, nachdem das Unternehmen seinen Geschäftsführer sowie weitere hochrangige Manager entlassen hatte. Der drastische Schritt folgte auf Vorwürfe, die sich um das internationale E-Commerce-Logistikgeschäft des Unternehmens drehen. Zu Beginn der Handelswoche fiel der Aktienkurs um bis zu 9,8 Prozent und erlebte damit den stärksten Rückgang seit März 2020. Hintergrund dieser Entwicklung ist ein Whistleblower-Bericht, der die Manipulation von Informationen durch mehrere Mitarbeiter anprangerte. Diese sollen versucht haben, vertragliche Strafzahlungen gegenüber einem bedeutenden Kunden von Singapore Post zu vermeiden. Der Bericht wurde sowohl an das Unternehmen als auch an die zuständige Regulierungsbehörde übermittelt. Neben den drei entlassenen Managern, gegen die polizeiliche Schritte eingeleitet wurden, verloren auch CEO Vincent Phang, der Finanzvorstand Vincent Yik und Li Yu, verantwortlich für das internationale Geschäft, ihren Posten. Die Firmenführung begründete die Entlassungen mit grober Vernachlässigung und schwerwiegender Irreführung des Prüfungsausschusses. Angesichts dieser personellen Umwälzungen plant der Vorstand von Singapore Post, die Veräußerung von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten zu beschleunigen und so den Aktionären schneller Wert zurückzugeben. Analyst Jarick Seet von Maybank Securities prognostizierte für den Montag einen kurzzeitigen negativen Kurseffekt, sieht jedoch Chancen auf eine künftige Erholung des Kurses. Um die Lücke in der Führung zu schließen, wird Singapore Post bald einen neuen CEO bekanntgeben und Isaac Mah zum neuen Finanzvorstand ernennen. Bis dahin übernimmt der Chairman Simon Israel interimistisch die Leitung der Führungsriege. Trotz der Turbulenzen soll eine finanzielle Einigung mit dem nicht genannten Kunden getroffen werden, die keine wesentliche Beeinträchtigung der Ertragslage verursachen wird. Phang und Yik widersprachen den Vorwürfen der Nachlässigkeit entschieden und bezeichnen die Entlassungen als unbegründet und unfair. Sie kündigten an, rechtlich dagegen vorzugehen, um ihre Position zu verteidigen.