19. September, 2024

Wirtschaft

Dramatischer Anstieg bei Krankheitsleistungen stellt Großbritannien vor Herausforderungen

Dramatischer Anstieg bei Krankheitsleistungen stellt Großbritannien vor Herausforderungen

Eine alarmierende Entwicklung zeichnet sich im Vereinigten Königreich ab: Laut dem Institute for Fiscal Studies (IFS) beziehen inzwischen zehn Prozent der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter Krankheitsleistungen. Dies geht mit einem deutlichen Anstieg der Anträge auf psychische Gesundheitsleistungen einher.

Die Anzahl der 16- bis 64-Jährigen, die Erwerbsunfähigkeits- oder Behindertenleistungen beanspruchen, stieg von 2,8 Millionen vor der Pandemie auf derzeit 3,9 Millionen. Besonders junge Menschen sowie Frauen sind überproportional von dieser Zunahme betroffen. Seit der Pandemie hat sich die Anzahl der Anträge von Personen unter 40 Jahren von 4.500 auf 11.500 pro Monat mehr als verdoppelt. Bei den Anträgen, die mit psychischen Erkrankungen zusammenhängen, hat sich die Zahl sogar mehr als verdreifacht.

Die Pandemie wird als ein treibender Faktor für diese Entwicklung gesehen, insbesondere durch die nachhaltigen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit junger Menschen. Dies stellt auch eine erhebliche Belastung für die öffentlichen Finanzen dar. Binnen vier Jahren stiegen die Kosten für Erwerbsunfähigkeits- und Behindertenleistungen um 33 Prozent auf 48 Milliarden Pfund. Bis 2028/29 prognostiziert das IFS ein weiteres Wachstum der jährlichen Kosten auf 63 Milliarden Pfund, was 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen würde.

Die britische Labour-Partei unter Sir Keir Starmer hat das Thema in ihrem Wahlmanifest aufgegriffen und verspricht, den 'epidemischen' Zustand der psychischen Gesundheit anzugehen und mehr Mental Health Workers sowie Unterstützung in Schulen bereitzustellen. Parallel dazu haben Regierungsminister die Reduktion von NHS-Wartelisten versprochen, um die Probleme zu entschärfen.

Die Kommentare von konservativen Führungskandidaten wie James Cleverly und Robert Jenrick verdeutlichen die Dramatik der Lage. Cleverly sprach von einer 'außer Kontrolle geratenen' Wohlfahrtsausgabe, während Jenrick darauf hinwies, dass Menschen ihrer Arbeitswürde beraubt würden und die Steuerzahler die Kosten tragen müssten.

IFS-Ökonom Eduin Latimer betonte, dass die Gründe hinter diesem spezifischen britischen Phänomen noch nicht vollständig geklärt sind. Weder die Pandemie allein noch die Lebenshaltungskostenkrise können die Entwicklung ausreichend erklären. Er fordert eine klare Prioritätensetzung der Regierung, um die exakten Ursachen zu identifizieren und entsprechend zu reagieren.

Die aktuelle Lage wird zudem durch eine steigende Anzahl an Personen, die aus gesundheitlichen Gründen weder arbeiten noch eine Arbeit suchen, verschärft. Diese Gruppe, derzeit 2,8 Millionen Menschen, hat seit der Pandemie stark zugenommen.

Ein Sprecher der Regierung fasst die Herausforderung zusammen: 'Zu viele Menschen sind aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation in einem Leistungsnetz gefangen und werden der Chancen beraubt, die sie verdienen. Wir werden die notwendigen Reformen vorantreiben, um dies zu ändern.'