Die aktuelle Analyse des Pestel-Instituts bringt eine alarmierende Nachricht: In Deutschland fehlen rund 550.000 Wohnungen. Obwohl diese gravierende Lücke bekannt ist, haben die Parteien im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl bislang keine konkreten Bauziele formuliert. Verbindliche Aussagen zur Finanzierung neuer Wohnanlagen wurden ebenfalls nicht getroffen, wie das Bündnis Soziales Wohnen und Robert Feiger, Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), kritisieren. 'Die derzeitige Wohnungsnot in Deutschland bleibt somit weitgehend unadressiert', warnt Feiger.
Dem Bündnis, das die Wohnungslücke auf Grundlage des Zensus 2022 so präzise identifiziert hat, gehören auch der Deutsche Mieterbund, die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau sowie der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel an. Im Jahr 2022 wurden voraussichtlich nur etwa 250.000 Wohnungen fertiggestellt, was die aktuelle Bautätigkeit weit hinter dem notwendigen Tempo zurücklässt. Insbesondere bezahlbare Wohnmöglichkeiten sind rar gesät. Die Studie betont die Notwendigkeit von mindestens 2 Millionen Sozialwohnungen bis 2030, was beinahe einer Verdopplung der bestehenden Zahlen entspricht.
Die scheidende Bundesregierung hatte sich zwar ambitionierte Ziele gesetzt und wollte jährlich 400.000 neue Wohnungen errichten, doch hohe Baupreise und Kapazitätsengpässe verhinderten stets das Erreichen dieser Vorgaben. Der Zensus führte bereits zu einer Abwärtskorrektur der Einwohnerzahlen um etwa 1,63 Prozent. Aufgrund ähnlicher Anpassungen bei der Wohnungsanzahl blieb das Wohnungsdefizit jedoch weitgehend bestehen. Eine beherzte Reaktion der nächsten Regierung in Form eines umfassenden Wohnungsbau-Konjunkturprogramms erscheint unverzichtbar.