24. September, 2024

Politik

Dramatische Eskalation im Libanon: Israelische Luftangriffe und massive Fluchtbewegungen

Dramatische Eskalation im Libanon: Israelische Luftangriffe und massive Fluchtbewegungen

Die jüngste Eskalation im Libanon hat den ohnehin gebeutelten Staat erneut ins Zentrum internationaler Aufmerksamkeit gerückt. Nachdem Israel eine Warnung an zahlreiche Bewohner im Süden Libanons und Teilen Beiruts ausgesprochen hatte, dass sie ihre Häuser verlassen sollten, um nicht in die militärischen Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden, schlugen innerhalb weniger Stunden die schwersten Bombardierungen seit Jahrzehnten ein. Die Attacken richteten sich gegen hunderte Ziele im südlichen und östlichen Libanon und forderten laut Berichten der libanesischen Gesundheitsministeriums mehr als 356 Todesopfer und über 1.200 Verletzte.

Die Angriffe weckten Erinnerungen an frühere Konflikte, insbesondere den 34-tägigen Krieg im Jahr 2006. Die Angst und Panik unter der Bevölkerung breiteten sich rasch aus, und zahlreiche Menschen flohen gen Norden, was auf den Straßen zu einem chaotischen Exodus führte. Der Iran-unterstützte Hisbollah hatte kurz zuvor Raketen auf Israel abgefeuert, was viele Libanesen in Erwartung eines erneuten Landkriegs in Angst versetzte. Schon seit der zivilen Auseinandersetzung von 1975 bis 1990 ist das Land wiederholt von Unruhen und Konflikten heimgesucht worden, zuletzt durch die verheerende Explosion im Beiruter Hafen im Jahr 2020.

Wie schwer der aktuelle Konflikt die Landesbewohner trifft, zeigt sich auch in den vielen dramatischen Momenten des Montags. Die palästinensische Gruppe Hamas hatte zuvor ebenfalls eine Feindseligkeit begonnen, was zu einer weiteren Verschärfung der Lage beitrug. Infolgedessen sprang eine spontane Solidaritätsbewegung unter der Bevölkerung an, mit dem Austausch von Unterkünften via WhatsApp-Gruppen und der Einrichtung von Notunterkünften in Schulen. Die humanitäre Lage verschärfte sich weiter und viele Menschen, wie Abu Ali Ahmad und seine Familie, hatten keine klare Vorstellung davon, wo sie langfristig unterkommen könnten.

Der libanesische Student Abir Hammoud fand inmitten des allgemeinen Chaos Trost darin, Blut zu spenden, und fasste so den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Bürger eindrucksvoll zusammen. Die jüngsten Verluste des Hisbollah, einschließlich der Tötung von 37 Personen ihrer Kommunikationseinheiten und zweier hochrangiger Kommandeure, haben die Organisation sowohl strategisch als auch moralisch schwer getroffen.

Das Ausmaß der aktuellen Fluchtbewegung entlang der Südgrenze Libanons ist noch ungewiss. Man schätzt jedoch, dass sich mehrere Tausend Menschen innerhalb eines 5-Kilometer-Radius von der Grenze aufhalten könnten. Die israelischen Warnungen sorgen dafür, dass die Unsicherheit und der Druck auf die Zivilbevölkerung weiter steigen.

Die Worte von Israels Premierminister Benjamin Netanyahu, die libanesische Bevölkerung solle "aus der Gefahrenzone entkommen", wurden von vielen kritisch aufgenommen. Nelly Abboud, eine Bewohnerin von Nabatiyeh, die mit ihren drei Kindern gen Beirut floh, fasste die Skepsis der Bevölkerung zusammen: "Wie können wir irgendetwas glauben, was sie sagen? Meine Eltern blieben zurück, weil sie wissen, dass Israel sie vertreiben und ihr Land einnehmen will. Wir wissen, dass dies seit jeher die israelische Strategie ist."