Ein mysteriöser Zusammenstoß zwischen zwei Schiffen vor der englischen Nordseeküste sorgt derzeit für erhebliche Besorgnis. Nachdem sich der Rauch über den Wracks verzogen hatte, wurde das umfangreiche Ausmaß der Schäden offensichtlich. Der Öltanker 'Stena Immaculate' weist auf der Backbordseite ein großes Loch auf, und es entweichen Gas und Flüssigkeiten an mehreren Stellen, wie auf BBC-Luftaufnahmen zu erkennen ist. Trotz der gelöschten Flammen auf dem Tanker, umgibt den Frachter 'Solong' weiterhin ein Inferno; er treibt ohne Führung nach Süden. Laut Aussagen des britischen Unterstaatssekretärs Mike Kane ist es unwahrscheinlich, dass die 'Solong' schwimmfähig bleibt, obwohl Modellrechnungen andeuten, dass sie noch eine Weile nicht auf Land zusteuern wird. Besonders besorgniserregend ist die potenzielle Umweltvergiftung, falls der Frachter sinkt oder strandet. Entwarnung gab die Hamburger Reederei Ernst Russ bezüglich Berichten über eine angebliche Ladung von Natriumcyanid, das Schiff enthält jedoch unbekannte Güter. Weiterhin stellt sich die Frage, wie viel vom Flugzeugtreibstoff der 'Stena Immaculate' ins Meer ausgetreten ist; auf dem Tanker befinden sich über 220.000 Barrel davon, verteilt auf mehrere Tanks. Nach einer Rettungsaktion konnten 36 Besatzungsmitglieder sicher an Land gebracht werden; jedoch wurde die Suche nach einem vermissten Seemann eingestellt und es wird vom Tod des Besatzungsmitglieds der 'Solong' ausgegangen. Die Ursache für die Kollision bleibt vorerst unerklärt, aber es scheint keine Anzeichen für eine absichtliche Herbeiführung des Unfalls zu geben. Das niederländische Bergungsunternehmen Boskalis leitet die Rettungsmaßnahmen der 'Stena Immaculate'. Experten berichten, dass das Risiko eines Auseinanderbrechens des Tankers gering sei, und sie arbeiten daran, seine Temperatur zu senken, bevor das Schiff in einen sicheren Hafen geschleppt werden soll. Begleitet wird der Rettungseinsatz von großer Sorge um die Umweltauswirkungen, die von der britischen Greenpeace geteilt wird. Auch die deutsche Regierung beteiligt sich an den Bemühungen: Ein Mehrzweckschiff und ein mit Sensoren ausgestattetes Flugzeug unterstützen den Einsatz vor Ort. Bemerkenswert ist die Statistik der Allianz Commercial, wonach die britischen Gewässer zu den gefährlichsten weltweit zählen. Allein in den letzten zehn Jahren ereigneten sich dort über 5.000 Schiffsunfälle, was fast ein Fünftel der weltweiten Vorfälle in diesem Zeitraum ausmacht.
Grün
Drama in der Nordsee: Umweltgefahr nach Schiffsunglück
