Ein bemerkenswerter Einblick in die dramatischen Ereignisse rund um den zusammengebrochenen Finanzdienstleister Wirecard offenbart sich derzeit vor Gericht in München. Der ehemalige Leibwächter von Markus Braun, dem einstigen CEO der Firma, schilderte seine persönliche Odyssee: Aus Vertrauen in den österreichischen Manager wurde er zum finanziellen Ruin getrieben. Seine Aussage im Prozess lässt erahnen, was sich hinter den Türen des Konzerns abspielte.
Im Juni 2020, am Tag der Insolvenzanmeldung, musste er Braun vor aufgebrachten Mitarbeitern schützen, während ihm selbst erst allmählich die Tragweite des Firmenkollapses bewusst wurde. Der einst fürstlich entlohnte Personenschützer musste feststellen, dass auch er seine Ersparnisse – in Höhe von 170.000 Euro – verloren hatte. Obwohl er Braun jahrelang als Bodyguard und Fahrer gedient hatte, sei ihm bis zum Schluss kein Anzeichen der bevorstehenden Misere aufgefallen. Braun wirkte bis zuletzt optimistisch und verschlossen wie eh und je, wenn es um Unternehmensinterna ging.
Die Anklage gegen Braun, der seit vier Jahren in Untersuchungshaft sitzt, stützt sich maßgeblich auf die Aussagen seines ehemaligen Verbündeten Oliver Bellenhaus. Dieser spielt eine zentrale Rolle als Kronzeuge und mildert durch seine umfassenden Geständnisse das gespannten Klima im Gericht zumindest etwas ab. Doch während Bellenhaus die Vorwürfe gegen ihn weitgehend einräumt, lehnt Braun kategorisch jegliche Schuld ab.