Mit einem bescheidenen Anstieg von 0,04% am Donnerstag durchbrach der Dow Jones seine zehn Tage andauernde Verlustserie – die längste ihrer Art seit den 1970er Jahren. Dieses jüngste Zwischentief wirft erneut die Frage auf, ob der einst so bedeutende Index heute mehr Historie als Aktualität darstellt. Denn heutzutage hat der S&P 500 die Rolle des primären Marktbarometers übernommen. Vor der jüngsten markanten Reaktion auf die Entscheidungen der US-Notenbank am Mittwoch agierte der Dow im Gegensatz zu S&P 500 und Nasdaq eher gegensätzlich und zeigte eine wahre Talsohle. Eine Erklärung lag in der unglücklichen Aktienauswahl: Während fast alle der sogenannten „Magnificent Seven“-Titel im Aufwind waren, mangelte es dem Dow an den zwei Hauptgewinnern – Tesla und Alphabet. Stattdessen hatte der Index Nvidia, das in diesem Monat einen schweren Stand hatte, in sein Portfolio aufgenommen und den kriselnden Chip-Riesen Intel entfernt. Erschwerend hinzu kam die schlechte Performance von UnitedHealthcare, welches diesen Monat um rund 20% fiel und damit doppelt so hohe Verluste hinnehmen musste wie Chevron, der zweitschlechteste Performer. Der eigentliche Knackpunkt liegt jedoch in der klassischen Preisgewichtung des Dow Jones, die einst als großer Vorteil galt. Anstatt Aktien nach Marktkapitalisierung zu gewichten, wird der Index auf Basis der Aktienkurse berechnet. Dieses System mag in der Vor-Internet-Ära mit beschränkter Datenverfügbarkeit praktisch gewesen sein, erscheint heute jedoch teilweise antiquiert. Betrachtet man beispielsweise UnitedHealthcare, das mit einem Aktienkurs von fast 500 Dollar pro Aktie und einer Marktkapitalisierung von 452 Milliarden Dollar den zweitschwersten Anteil im Dow mit 7% hält. Microsoft hingegen, mit einem geringeren Aktienkurs und einer weitaus höheren Gesamtkapitalisierung, rangiert nur auf dem dritten Platz. Der Dow Jones ist nicht der einzige Index, der diesen auf den Aktienkurs basierenden Berechnungsansatz verwendet – der japanische Nikkei 225 nutzt ebenfalls dieses Modell. Dennoch ist dieses Wissen essentiell, um Schlagzeilen und Statistiken zur Marktlage richtig zu deuten, denn gelegentlich erleben wir ein weiteres Beispiel der "Fehltritte der Preisgewichtung."