Volkswagen und Porsche – zwei ikonische Namen der deutschen Automobilbranche, und Oliver Blume steht an der Spitze beider Unternehmen.
Doch immer lauter wird die Kritik: Wie soll er sich auf die Restrukturierung von VW konzentrieren, wenn er gleichzeitig den Sportwagenhersteller führt? Für viele Investoren ist das ein klares „Entweder-Oder“. Besonders jetzt, wo VW vor der größten Krise seit Jahrzehnten steht, wächst der Druck auf Blume, sich zu entscheiden.
Restrukturierung und Stellenabbau: VW kämpft an vielen Fronten
VW steckt inmitten einer tiefen Strukturkrise. Sinkende Absatzzahlen in Europa, ein Einbruch des chinesischen Marktes und die wachsenden Herausforderungen der Elektromobilität setzen den Konzern massiv unter Druck.
Blume versucht, das Ruder herumzureißen. Sein Plan: Zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland sollen gestrichen, unrentable Werke geschlossen werden. Doch der mächtige VW-Betriebsrat unter der Leitung von Daniella Cavallo stemmt sich mit aller Kraft dagegen.
„Wenn es einer schaffen kann, den Betriebsrat zu überzeugen, dann ist es Blume“, meint ein Insider aus der VW-Führungsebene. Doch auch er fragt sich, wie Blume das alles managen will, während er gleichzeitig Porsche leitet. „Das ist eine Vollzeitaufgabe – für zwei Chefs.“
Investoren erhöhen den Druck
Die Kritik kommt vor allem von den großen Aktionären. Ingo Speich, Leiter Corporate Governance bei Deka Investment, bringt es auf den Punkt: „Wie soll er beide Jobs richtig machen, wenn sich die Automobilindustrie in einer Strukturkrise befindet?“ Auch Hendrik Schmidt von DWS, die knapp 2 Prozent der VW-Vorzugsaktien hält, fordert eine klare Entscheidung: „Diese Doppelrolle ist nicht mehr lange tragbar.“
Blume verteidigt sich. Seine Erfahrung bei Porsche habe ihm geholfen, bessere Entscheidungen für den gesamten Konzern zu treffen, argumentiert er. Doch viele Analysten zweifeln daran, ob diese Doppelstrategie wirklich funktioniert – zumal auch Porsche unter Druck steht.
Porsche im Abwärtssog
Porsche, das 2022 an die Börse ging, ist normalerweise die Erfolgsgeschichte im VW-Konzern. Doch auch hier sind die Zeiten gerade alles andere als rosig. Besonders in China, einem der wichtigsten Märkte für Luxusautos, sind die Verkaufszahlen eingebrochen. Ein Drittel weniger Fahrzeuge wurden im Vergleich zum Vorjahr verkauft. Folge: eine Gewinnwarnung und ein Kurssturz von 15 Prozent.
Für viele Aktionäre ist das der Beweis, dass Blume nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kann. „Der Markt wird Porsche noch härter bestrafen, wenn die Zahlen weiter enttäuschen“, warnt ein Analyst. Und VW braucht in dieser Phase einen Chef, der sich voll und ganz auf die Probleme des Konzerns konzentriert.
Wird die Familie Porsche-Piëch handeln?
Ein weiterer entscheidender Akteur im Hintergrund ist die Familie Porsche-Piëch. Sie kontrolliert über die Porsche SE die Mehrheit der Stimmrechte bei Volkswagen und hat Blume bisher voll unterstützt. Doch auch hier wächst die Skepsis.
„Der Druck wird von allen Seiten kommen – von den Arbeitern, den Aktionären und letztlich auch von der Familie“, sagt Frank Schwope, Experte für Automobilmanagement.
Blume, der im Jahr 2023 insgesamt 9,7 Millionen Euro verdiente, kann sich also nicht nur auf die Unterstützung der Familie verlassen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Schafft er es, den Betriebsrat von den Kürzungen zu überzeugen und die nötigen Schritte bei VW durchzusetzen, könnte er seine Position festigen. Gelingt das nicht, wird der Ruf nach einer Trennung der beiden Rollen lauter werden.