24. November, 2024

Märkte

Dönerstau in Heilbronn: Stadt plant Obergrenze für Imbisse, Barbershops und Co.

In Heilbronns Innenstadt reihen sich Dönerbuden, Barbershops und Nagelstudios aneinander – der Ruf nach einer Deckelung wird lauter. Jetzt fordert eine Stadtinitiative eine Regulierung und sorgt bundesweit für Aufsehen.

Dönerstau in Heilbronn: Stadt plant Obergrenze für Imbisse, Barbershops und Co.
Mit 20 Dönerbuden, 18 Barbershops und 16 Nagelstudios auf engem Raum sieht die Stadtinitiative Heilbronn die Innenstadt in einer Schieflage.

Wer in Heilbronn einen Döner sucht, hat die Qual der Wahl: Döner Eck, Merkez Grill, Star Kebap – und das sind nur drei von 20 Imbissen, die sich auf engstem Raum in der Innenstadt tummeln.

Dazu kommen 18 Barbershops und 16 Nagelstudios. Die Stadt gleicht einem Schaufenster für Schnellimbisse und Hairstylingsalons. Doch während die einen das als kulinarische und handwerkliche Vielfalt sehen, reicht es der Stadtinitiative Heilbronn nun:

Es wird eine Obergrenze für diese Gewerbe gefordert.

„Es ist einfach zu viel“, sagt Christoph Troßbach, CDU-Stadtrat und Sprecher der Initiative. „Die Innenstadt verliert an Vielfalt.“

Gewerbe-Monotonie: Heilbronn auf dem Weg zur Döner-Hauptstadt?

Die Heilbronner Innenstadt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wo früher kleine Boutiquen und Cafés die Fußgängerzone prägten, dominieren jetzt bestimmte Gewerbetypen – Imbiss, Barbershop, Nagelstudio, repeat.

„Es gibt mittlerweile ganze Straßenzüge, in denen man nur zwischen Haarschnitt und Döner entscheiden kann“, sagt Troßbach.

Das Problem: Für andere Gewerbe bleibt kaum noch Platz. „Wir müssen die Balance wiederherstellen“, fordert er.

Ein Gutachten der PwC bestätigt: Städte dürfen Gewerbestrukturen im Rahmen städtebaulicher Konzepte steuern – eine Obergrenze für Dönerbuden ist also möglich.

Doch wie lässt sich das steuern? Genau das möchte die Stadtinitiative mit einem Vorschlag an den Gemeinderat klären. Im Oktober soll es ernst werden. Ziel: eine Regulierung der Gewerbestruktur durch eine Obergrenze für bestimmte Geschäftstypen. Für Troßbach und seine Mitstreiter ist klar: „Es braucht weniger Döner und mehr Vielfalt, damit die Innenstadt wieder für alle attraktiv wird.“

Rechtslage auf ihrer Seite

Die Initiative hat vorgesorgt: Ein Gutachten der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) soll belegen, dass eine solche Regulierung rechtlich zulässig ist.

Die Stadt darf im Rahmen städtebaulicher Entwicklungskonzepte Einfluss auf die Ansiedlung bestimmter Gewerbe nehmen. „Klar ist, dass wir keine Dönerbuden gezielt verbieten können, aber wir können regulieren, dass es nicht zu viele von einem Typ gibt“, erklärt Troßbach.

Das klingt nach einer sauberen Lösung – mit einem kleinen Haken: Ein pauschales Verbot für Dönerbuden sei laut Gutachten nicht möglich.

„Wir können nur Kategorien wie ‚Gastronomie mit Straßenverkauf‘ einschränken“, so Troßbach.

Das könnte theoretisch auch die Pommesbude um die Ecke treffen. Aber es ist ein Anfang.

Auf der Suche nach dem richtigen Mix

Die Stadtverwaltung gibt sich vorerst vorsichtig. Man wolle das Gutachten prüfen und selbst eine rechtliche Einschätzung vornehmen, heißt es. Am 7. und 24. Oktober werden die entscheidenden Gemeinderatssitzungen stattfinden. Bis dahin ist noch Zeit, zu diskutieren – und das tun nicht nur die Heilbronner. Auch andere Städte schauen genau hin.

Bundesweit schauen Städte auf Heilbronn, um zu sehen, wie das Modell der Gewerberegulierung umgesetzt wird. Es gibt großes Interesse an einer Lösung.

„Das Thema hat Wellen geschlagen“, berichtet Troßbach. Es gibt bereits Anfragen von Kommunen aus ganz Deutschland, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Die Überfüllung durch bestimmte Gewerbe – ob Döner, Barbershops oder Nagelstudios – ist längst ein bundesweites Phänomen. Viele Städte hoffen auf das „Heilbronner Modell“.

Kritik: Obergrenze als kurzfristige Lösung

Doch nicht alle sehen die Idee einer Obergrenze als Patentrezept. Der Handelsverband Deutschland (HDE) etwa ist skeptisch. „Hier werden Ursache und Wirkung verwechselt“, sagt Michael Reink, der Bereichsleiter Standortpolitik des HDE. Die Konzentration auf bestimmte Gewerbe sei ein Zeichen dafür, dass andere Nutzungen gar nicht mehr nachgefragt würden.

„Wenn man die Dönerbuden verbietet, stehen die Läden bald leer. Das ist auch keine Lösung“, so Reink.

Auch die Dehoga, der Verband der deutschen Gaststätten und Hotels, fordert einen behutsamen Umgang mit solchen Maßnahmen. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes, betont: „Natürlich müssen wir gegen die Verödung der Innenstädte vorgehen, aber Obergrenzen können immer nur ein letztes Mittel sein.“ Sie plädiert für mehr Dialog und kreative Stadtentwicklungskonzepte, die Innenstädte attraktiver machen.

Was Heilbronn jetzt tun muss

Ob Heilbronn eine Obergrenze bekommt, entscheidet sich im Herbst. Sicher ist, dass das Thema viele Menschen bewegt. Während die einen die Vielfalt an Dönerläden, Barbershops und Nagelstudios schätzen, sehen andere in der Monotonie das Ende der belebten Innenstadt. Für Troßbach und die Stadtinitiative ist klar: „Es geht nicht darum, irgendjemandem den Döner zu verbieten. Es geht darum, unsere Stadt für alle attraktiv zu machen.“

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Trump oder Harris? Der US-Wahlsieg und Chinas Handel im Visier
Mit Trump oder Harris an der Spitze steht die Handelspolitik der USA vor einer Neuausrichtung. Während der eine auf Konfrontation setzt, versucht die andere, einen diplomatischen Weg zu gehen. Was bedeutet das für die Zukunft mit China?