Ein kulinarischer Konflikt brodelt zwischen der deutschen und türkischen Döner-Lobby. Grund hierfür ist ein Antrag des Internationalen Dönerverbands (Udofed) bei der Europäischen Union. Dieser beantragt die Aufnahme des Döners in die EU-Liste der 'garantiert traditionellen Spezialitäten'. Sollte dem Antrag stattgegeben werden, müssten Dönerspieße in der gesamten EU nach einheitlichen Regeln produziert werden.
In Deutschland löst dieser Vorstoß erhebliche Besorgnis aus. Gastronomie und Fleischproduzenten, unterstützt von der Bundesregierung, opponieren gegen die Neuregelung. Ein zentraler Kritikpunkt: Die in Deutschland übliche Verwendung von Kalb- und Putenfleisch könnte unzulässig werden. Laut dem Antrag müsste Döner aus Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder älteren Schafen bestehen, alternativ aus Hähnchenfleisch. Weitere Vorgaben betreffen die Marinade und die Dicke der Fleischscheiben.
In dieser Woche hat die EU-Kommission die heiße Phase der Prüfung eingeleitet. Sollten die Einsprüche als zulässig erachtet werden, könnten Konsultationen zur Streitbeilegung angeordnet werden. Falls diese erfolglos verlaufen, wird ein Ausschuss aus Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten entscheiden.
Unter den prominenten deutschen Gegnern des Vorstoßes zählt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. 'Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen', so der Grünen-Politiker. Auch der Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) haben Einspruch eingelegt. Beide befürchten gravierende Konsequenzen für gastronomische Betriebe und Verbraucher, darunter notwendige neue Bezeichnungen und mögliche Rechtsunsicherheiten.
Ein Aspekt der Debatte ist jedoch beruhigend: Das EU-Siegel 'garantiert traditionelle Spezialität' bindet den Produktionsprozess nicht an ein bestimmtes Gebiet. Nicht betroffen vom Antrag ist zudem die Zubereitung der Dönergerichte, wie etwa die Auswahl des Salats oder der Soßen.
Der Internationale Dönerverband zeigte sich auf Rückfragen hin verständnisvoll und betonte, dass es nicht darum gehe, dem deutschen Markt zu schaden. Ziel sei der Schutz der Tradition und Zubereitung des Fleisches. Über die genaue Verwendung von Fleischsorten könne man diskutieren.
Deutliche Zahlen illustrieren die wirtschaftliche Bedeutung des Döners: Die Branche erwirtschaftet in Deutschland jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt rund 60.000 Menschen. Europaweit werden täglich circa 400 Tonnen Döner produziert.
Der Streit hat auch unter Politikern unerwartete Döner-Fans hervorgebracht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich auf X als bekennender Döner-Liebhaber, wobei nur Rostbratwürste und Hendl höher in seiner Gunst stehen.