22. Januar, 2025

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Donald Trump und Wladimir Putin: Eine Zweckfreundschaft auf Zeit

Warum der Kreml sich vom neuen US-Präsidenten viel verspricht – und was am Ende wirklich realistisch ist.

Donald Trump und Wladimir Putin: Eine Zweckfreundschaft auf Zeit
Die Idee, dass Trump Russlands geopolitische Ziele unterstützt, bleibt für den Kreml eine Illusion. Die Realität: Russland ist für die USA ein Problem, nicht mehr und nicht weniger.

Putins Hoffen auf Trumps Rückkehr

Wladimir Putin ließ keinen Zweifel: Die Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident wurde in Moskau aufmerksam verfolgt – und vorsichtig begrüßt. Der Kremlchef hatte sich eigens die Zeit genommen, Trump öffentlich zu gratulieren und seine Bereitschaft signalisiert, über den Ukraine-Konflikt zu verhandeln.

Die Botschaft dahinter ist klar: Russland will einen Neuanfang in den Beziehungen zu den USA.

„Wir begrüßen die Äußerungen des Präsidenten zur Wiederherstellung der Kontakte“, erklärte Putin in einer ungewöhnlich offen inszenierten Sitzung des russischen Sicherheitsrats.

Ein Symbol der Hoffnung, dass Trump, bekannt für seine pragmatische Verhandlungsstrategie, Russland entgegenkommen könnte.

Russlands Enttäuschung in Trumps erster Amtszeit

Der Kreml hat aus der Vergangenheit gelernt – oder zumindest sollte er das haben. Nach Trumps erster Amtseinführung vor acht Jahren herrschte in Moskau ausgelassene Euphorie: Partys wurden gefeiert, man hoffte auf ein Ende der Sanktionen und auf eine politische Annäherung. Doch nichts davon trat ein.

Wladimir Putin gratuliert Donald Trump öffentlich und signalisiert Verhandlungsbereitschaft im Ukraine-Konflikt – doch hinter der Fassade wächst die Skepsis, ob Moskau diesmal mehr als nur leere Worte aus Washington erwarten kann.

„Trump war damals eher eine Enttäuschung als ein Segen“, sagt der Außenpolitikexperte Iwan Timofejew von der kremlnahen Denkfabrik Russian International Affairs Council. Tatsächlich verschärften sich unter Trump die Sanktionen gegen Russland, die USA traten aus dem INF-Vertrag über Mittelstreckenraketen aus, und Washington forcierte die Abhängigkeit Europas von amerikanischem Flüssiggas.

„Die Illusion, dass uns die Politik hinter dem Ozean Vorteile bringt, begleitet uns seit Jahrzehnten – und sie hat sich nie erfüllt“, so Timofejew weiter.

Trump als Pragmatiker – und als Risiko

Trotz dieser Vorgeschichte setzt der Kreml erneut Hoffnungen in Trump. Anders als viele US-Politiker, die Russland primär als Feind betrachten, hat Trump stets betont, dass er keinen ideologischen Konflikt mit Moskau sieht. Er versteht Russland vielmehr als Verhandlungspartner – oder Verhandlungsmasse.

„Trump betrachtet Russland nicht als Bedrohung, sondern als Macht, mit der man Deals machen kann“, erklärt der Politologe Alexej Naumow. Und genau hier sieht der Kreml eine Chance.

Wenn es Trump gelänge, die Beziehungen zu Russland zu stabilisieren, könnte Moskau seine Ressourcen besser für den geopolitischen Wettstreit mit China einsetzen – eine Priorität, die Trump selbst mehrfach betont hat.

Doch Pragmatismus allein garantiert keinen Erfolg. Trumps unvorhersehbare Art, schnelle Kurswechsel und sein Fokus auf kurzfristige Erfolge könnten Russland auch diesmal enttäuschen.


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Ukraine als Zankapfel

Der Ukraine-Krieg bleibt der zentrale Konfliktpunkt zwischen Moskau und Washington. Während Putin hofft, Trump könnte einen „Deal“ ermöglichen, der russische Interessen berücksichtigt, deutet wenig darauf hin, dass dies realistisch ist.

Ein Vorschlag aus Trumps Umfeld, die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für 20 Jahre auszusetzen und Friedenstruppen zu entsenden, stieß in Moskau auf Ablehnung. Der Kreml fordert weitaus mehr: eine vollständige Aufgabe der militärischen Zusammenarbeit der Ukraine mit dem Westen sowie die Anerkennung russischer Sicherheitsinteressen in Europa.

„Was Russland will, kann Trump nicht liefern“, urteilt die Politologin Tatyana Stanovaya. „Auch wenn er rhetorisch zugänglicher erscheint, bleibt er am Ende ein US-Präsident – und wird Amerikas Interessen vertreten.“

Bereits in Trumps erster Amtszeit erlebte Russland eine Verschärfung der Sanktionen und den Verlust des INF-Vertrags – trotz russlandfreundlicher Rhetorik blieb die Politik hart und pragmatisch.

Moskau bereitet sich auf alles vor

Im Kreml hat man begonnen, sich auf alle möglichen Szenarien einzustellen. Die öffentlich inszenierte Hoffnung auf eine Annäherung wird begleitet von der strategischen Realität, dass die Beziehungen zu den USA auch unter Trump angespannt bleiben könnten.

„Russland will ein Gleichgewicht wie in den Tagen der Sowjetunion, aber für die USA ist Moskau heute nur ein Problem unter vielen“, analysiert Stanovaya weiter. Dieser Wunsch nach Parität steht in krassem Widerspruch zur aktuellen geopolitischen Lage.

Ein Deal oder nur ein Traum?

Trump selbst hat bereits signalisiert, dass er keine einfachen Antworten auf Putins Schmeichelei geben wird. „Ich hoffe, er ist bereit für einen Deal, aber ich glaube nicht, dass Russland so regiert werden kann“, sagte Trump kurz nach seiner Amtseinführung.

Während Russland darauf setzt, den Westen langfristig zu ermüden, wird es für Putin immer schwieriger, die Kosten des Ukraine-Kriegs zu rechtfertigen. Trotz Rekordausgaben im Verteidigungshaushalt und massiver Propaganda gibt es Anzeichen wachsender sozialer Spannungen.