19. September, 2024

Wirtschaft

Dollar Tree: Konsequentes Umdenken für neues Wachstum?

Dollar Tree: Konsequentes Umdenken für neues Wachstum?

Die Aktien von Dollar Tree befinden sich auf einem so niedrigen Niveau, dass man meinen könnte, sie könnten im 99-Cent-Laden erworben werden. Dabei handelt es sich natürlich nur um eine Metapher, denn der Aktienkurs liegt weit über einem Dollar. Dennoch zeigt sich 2024 als herausforderndes Jahr: Die Aktien sind um 50 % gesunken und notieren nun im Bereich von rund 70 Dollar je Aktie, was 52 % unter dem 52-Wochen-Hoch liegt. Angesichts des schwierigen makroökonomischen Umfelds fällt es schwer, eine Verbesserung in Sicht zu erkennen.

Ein Hoffnungsschimmer zeigte sich jedoch im Juni, als Dollar Tree eine wichtige Ankündigung machte. Das Unternehmen unterteilt sich in die Segmente Dollar Tree und Family Dollar, zwei unterschiedlich gebrandete Einzelhandelsgeschäfte. Damals verkündete Dollar Tree, dass eine "formelle Überprüfung strategischer Alternativen" für den Family Dollar-Sektor eingeleitet wurde. Dies könne auch einen möglichen Verkauf, eine Abspaltung oder andere Veräußerungsformen beinhalten.

Während einige Marktteilnehmer spekulieren, dass Private-Equity-Firmen oder Unternehmen wie Five Below geeignete Käufer sein könnten, hat sich bislang noch kein ernsthafter Interessent gezeigt.

Dollar Tree erwarb Family Dollar im Jahr 2015 für 8,5 Milliarden Dollar in der Hoffnung, dem strauchelnden Einzelhändler neuen Schwung zu verleihen. Fast zehn Jahre später versucht das Unternehmen nun offenbar, sich von dem wenig erfolgreichen Segment zu trennen. Die Synergien blieben aus, was den Merger zu einer schwierigen Angelegenheit machte.

Dollar Trees Finanzzahlen für das zweite Quartal 2024 verdeutlichen die Problematik: Während Dollar Tree ein operatives Einkommen von 342 Millionen Dollar erzielte, musste Family Dollar einen operativen Verlust von 15 Millionen Dollar hinnehmen. Diese Diskrepanz ist ein weiteres Argument für den Verkauf von Family Dollar.

Dollar Generals bessere Performance seit der Übernahme von Family Dollar im Jahr 2015 unterstreicht, dass sich die Investition in Family Dollar für Dollar Tree nicht ausgezahlt hat. Interessanterweise wollte Dollar General seinerzeit ebenfalls Family Dollar kaufen und hatte ein um 1,2 Milliarden Dollar höheres Angebot abgegeben als Dollar Tree.

Letztlich könnten die unterschiedlichen Produktmixstrategien der beiden Tochtergesellschaften noch weitere Einblicke bieten: Family Dollar setzt stark auf Lebensmittel, was bedeutend für die hohen Kostenstrukturen verantwortlich sein könnte. Der Verkauf von Lebensmitteln bringt Komplexitäten in der Lieferkette mit sich, die traditionelle Supermärkte besser bewältigen können.

Dollar Tree dagegen verkauft vorwiegend diskretionäre Artikel und hat in Family Dollar einen deutlich höheren Anteil an Konsumgütern. Damit erläutert sich auch die geringere Rentabilität von Family Dollar.

Trotz aller Schwierigkeiten zeigt die höhere operative Marge von Dollar Tree, dass das Kerngeschäft des Unternehmens stabil ist. Der Verkauf von Family Dollar könnte Dollar Tree helfen, sich zu konsolidieren und das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Dollar Tree gegen Konkurrenten wie Walmart als Marktführer im mittleren Einkommenssegment behaupten wird.