Berichte über ein mögliches Umdenken in der Handelspolitik der kommenden Trump-Administration haben den US-Dollar am Montag ins Straucheln gebracht. Der US-Dollar-Index, der den Dollar im Vergleich zu einem Korb von sechs anderen Währungen misst, verlor im Vormittagshandel um ein Prozent an Wert. Dies folgte auf Spekulationen, dass die ursprünglich geplanten umfassenden Zölle künftig nur noch auf kritische Importe angewendet werden könnten.
Ursprünglich hatte Donald Trump im November pauschale Zölle von 10 bis 20 Prozent auf alle Handelspartner angekündigt. Diese Nachricht führte zu einer 'Relief Rally' des Euro gegenüber dem Dollar, erläuterte Chris Turner, globaler Marktchef bei ING. Vor allem europäische Automobilhersteller könnten somit aufatmen. Die möglichen Zölle sollten zudem weniger inflationär sein als zunächst befürchtet.
Europäische Autobauer, die in den letzten Monaten unter möglichen US-Zöllen gelitten hatten, erlebten daraufhin einen Kursanstieg. Der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts Index legte um 3,7 Prozent zu. BMW stieg fast um 6 Prozent.
Der Euro kletterte um 1,1 Prozent auf $1,042 und verzeichnete damit seinen besten Tag seit über einem Jahr. Auch das britische Pfund, das im letzten Jahr die stärkste G10-Währung gegenüber dem Dollar war, gewann 1 Prozent auf $1,254. Die Berichte lösten unter Investoren Erleichterung aus und führten zu einer scharfen Wende des jüngsten Dollaranstiegs, sagte Lee Hardman, führender Währungsanalyst bei MUFG.
Auch US-Staatsanleihen erholten sich leicht, nachdem sie in den letzten Monaten unter der Erwartung breitangelegter Zölle und der damit verbundenen Inflationsgefahr gelitten hatten. Die Rendite der zweijährigen US-Anleihe fiel um 0,02 Prozentpunkte auf 4,26 Prozent, da der Preis der Anleihe stieg.
Der Kurs des Dollars hatte Anfang Oktober mit der Aussicht auf einen möglichen Trump-Wahlsieg stark zugelegt. Diese Markterwartung erwies sich als korrekt, wie Jane Foley, leitende FX-Strategin bei Rabobank, feststellte.
Analysten rechnen mit proaktiven Wachstums- und Inflationsmaßnahmen Trumps, die die US-Notenbank dazu zwingen könnten, die Zinssenkungen im nächsten Jahr zu begrenzen und die Dollarnachfrage zu stärken. Die Wahrscheinlichkeit für mindestens eine Zinssenkung der US-Notenbank in diesem Jahr liegt bei 70 Prozent.
Die Erwartungen an Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank wurden leicht zurückgenommen, wobei knapp vier Zinssenkungen um je einen Viertelpunkt in diesem Jahr eingepreist sind.