03. Oktober, 2024

Börse

Doch keine Übernahme? Apollo vor Milliarden-Deal mit Intel

Intel in der Krise: Apollo erwägt eine Milliarden-Investition, während Qualcomm ein Übernahmeangebot vorbereitet. Beide Optionen könnten den strauchelnden Chip-Giganten verändern – doch ist das genug?

Doch keine Übernahme? Apollo vor Milliarden-Deal mit Intel
Apollo prüft Investition – Eine Milliardenbeteiligung könnte Intel finanziell stabilisieren, doch langfristige Probleme bleiben ungelöst.

Intel steht am Scheideweg. Einst ein Riese in der Chipbranche, steckt der Konzern tief in der Krise. Jetzt kommen gleich zwei mögliche Rettungsanker ins Spiel: Apollo Global Management prüft eine Investition von bis zu fünf Milliarden Dollar, während der Chip-Hersteller Qualcomm über eine Übernahme nachdenkt. Beide Deals könnten Intels Zukunft komplett umkrempeln – doch keiner davon ist ohne Risiko.

Laut Informationen von Bloomberg laufen bereits Gespräche zwischen Intel und Apollo. Das Finanzhaus könnte eine Unternehmensbeteiligung eingehen, um den Chip-Hersteller zu stabilisieren. Gleichzeitig sorgt Qualcomm für Spekulationen.

Der Konzern aus San Diego hat Interesse an einer Übernahme bekundet, doch konkrete Angebote gibt es bisher nicht. Sicher ist nur: Die Gerüchte haben den Aktienkurs von Intel nach oben getrieben.

Quelle: Eulerpool

Apollo: Rettung in letzter Minute?

Für Intel-CEO Pat Gelsinger käme eine Finanzspritze von Apollo zum perfekten Zeitpunkt. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, verpassten Chancen im KI-Bereich und massiven Verlusten.

Der geplante Baustart für ein neues Werk in Magdeburg wurde gerade auf Eis gelegt, und Gelsinger setzt auf Sparmaßnahmen, um die Bilanz wieder in den grünen Bereich zu bringen.

Eine Beteiligung von Apollo könnte kurzfristig helfen, doch Analysten sind skeptisch.

„Apollo würde Intel Zeit verschaffen, aber das allein löst die Probleme nicht,“ kommentiert ein Branchenkenner.

Schließlich hat Intel nicht nur finanzielle, sondern auch strategische Baustellen. Der Einstieg ins Foundry-Geschäft – also die Fertigung von Chips für Drittkunden – verläuft schleppend, und die Konkurrenz durch Nvidia und AMD wächst.

Qualcomm: Spektakuläre Übernahme oder teures Risiko?

Ein Übernahmeversuch von Qualcomm wäre der größte Coup in der Chipindustrie seit Jahren. Doch während der Markt aufgeregt reagiert, sehen Experten den Deal kritisch. „Qualcomm hat keine Erfahrung im Betrieb großer Produktionsstätten,“ warnt Citibank-Analyst Christopher Danely.

Wir berichteten bereits:

Kommt jetzt der Qualcomm Mega-Deal?
Die Chipindustrie könnte vor einem epochalen Umbruch stehen. Qualcomm will offenbar den in Schwierigkeiten steckenden Halbleiter-Riesen Intel übernehmen. Es wäre der größte Deal, den die Tech-Branche jemals gesehen hat – mit potenziell weitreichenden Folgen für den gesamten Markt.

„Für Intel wäre das eher ein Rückschritt als ein Fortschritt.“ Qualcomm selbst produziert keine Chips, sondern lässt diese von anderen herstellen – vor allem bei TSMC in Taiwan.

Eine Übernahme könnte dennoch zu einer Neuaufstellung im Prozessorenmarkt führen. Intel setzt traditionell auf die X86-Architektur, während Qualcomm die energieeffizientere Arm-Technologie nutzt, die in Smartphones und Tablets dominiert.

Sollte Qualcomm tatsächlich Intel kaufen, könnte sich der neue Riese im Kampf um die Marktanteile bei PC- und Serverprozessoren behaupten. Doch bei Künstlicher Intelligenz bleibt Nvidia weiterhin unangefochten.

Intel: Vom Marktführer zum Sorgenkind

Intel war einst der unangefochtene Marktführer bei Prozessoren. Doch in den letzten Jahren hat der Konzern entscheidende Entwicklungen verpasst. Besonders die wachsende Bedeutung von KI-Chips und die zunehmende Konkurrenz im Foundry-Geschäft haben dem Unternehmen zugesetzt.

Schwerer Wettbewerb – Intel hat wichtige Märkte verpasst, besonders bei KI-Chips hat Nvidia die Nase vorn.

Nvidia, AMD und TSMC haben Intel in vielen Bereichen überholt. Die Aktie hat in diesem Jahr fast 60 Prozent an Wert verloren, und die Geschäftszahlen sehen düster aus.

Um die Wende zu schaffen, hat CEO Gelsinger eine radikale Umstrukturierung angekündigt. So will Intel künftig auch für Dritthersteller Chips produzieren und seine eigenen Fabriken in eine eigenständige Einheit ausgliedern. Doch dieser Plan, der eigentlich als Angriff auf den taiwanesischen Auftragsfertiger TSMC gedacht ist, kommt schleppend voran. Analysten sprechen von Milliardenverlusten im Foundry-Geschäft.


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Magdeburg und der Baustopp

Ein weiteres Symbol für die Krise bei Intel ist der Baustopp in Magdeburg. Der geplante Bau einer neuen Chipfabrik, in die 30 Milliarden Euro fließen sollten, wurde vorerst gestoppt.

Rund 3.000 Arbeitsplätze waren geplant, doch das Projekt verzögert sich nun um mindestens zwei Jahre. Gelsinger muss sparen – und Magdeburg gehört zu den größten Einzelposten im Investitionsplan.

Doch die Probleme sind größer: Intel muss sich entscheiden, ob es sich weiter auf seine traditionellen Märkte konzentrieren will oder doch stärker in Richtung Künstliche Intelligenz und neue Technologien geht. Mit Apollo und Qualcomm stehen jetzt zwei mögliche Partner bereit, doch beide bieten keine schnellen Lösungen.

Ein Milliardendeal mit Risiken

Intel hat viel zu verlieren – und Apollo sowie Qualcomm ebenfalls. Während Apollo vor allem finanzielle Stabilität bieten könnte, bringt Qualcomm vor allem strategische Herausforderungen mit sich. Eine Übernahme würde die Karten in der Chipindustrie neu mischen, doch ob sie Intel langfristig hilft, bleibt fraglich.