Die hohe Dividendenrendite, einst der Stolz von BASF, ist nicht mehr wert, was sie schien. Mit der überraschenden Kürzung der Ausschüttung schockte der Chemiekonzern am Donnerstag seine Aktionäre und sendete ein klares Signal an den Markt: Wer auf hohe Dividenden setzt, sollte sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.
Mit einer Rendite von 7,7 Prozent galt BASF lange als einer der attraktivsten Dividendentitel im DAX. Doch jetzt zeigt sich, dass selbst solche Versprechen auf tönernen Füßen stehen können, wenn Gewinne und Margen unter Druck geraten.
Die BASF-Bilanz des ersten Halbjahres ließ bereits erahnen, dass es eng werden könnte. Sinkende Rohstoffpreise, steigende Energiekosten und eine schwächelnde Nachfrage zogen den Nettogewinn auf 1,8 Milliarden Euro, 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Geschäftsmodell gerät ins Wanken, und damit auch die Dividendenpläne.
Die große Dividendenfalle: Hohe Renditen, aber schwache Gewinne
Hohe Dividendenrenditen sind für viele Anleger verlockend, doch sie bergen Risiken. Der Fall BASF zeigt, dass selbst bei vermeintlich stabilen Unternehmen Dividenden gekürzt werden können, wenn Gewinne wegbrechen.
Analysten hatten im Vorfeld auf eine Ausschüttung von 3,40 Euro je Aktie gehofft – eine Erwartung, die der Konzern nun enttäuschen musste. Das Problem: BASF hatte bereits im Vorjahr mehr ausgeschüttet, als es an Gewinn erzielte, ein Modell, das auf Dauer nicht tragbar ist.
Die Gefahr droht jedoch nicht nur bei BASF. Im DAX gibt es weitere Unternehmen, die hohe Dividenden versprechen, aber ebenfalls ins Straucheln geraten könnten. Ein besonders besorgniserregendes Beispiel: die deutschen Autobauer. BMW, Mercedes und VW bieten derzeit Dividendenrenditen, die selbst die von BASF übertreffen – aber wie lange noch?
Autohersteller unter Druck: Gewinne schrumpfen, Dividenden wackeln
Der Blick auf die Bilanzen der großen Automobilhersteller zeigt ein ähnliches Bild wie bei BASF: Hohe Dividendenrenditen basieren auf der Annahme stabiler Gewinne.
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Doch genau diese sind in Gefahr. Gemeinsam verdienten BMW, Mercedes und VW im ersten Halbjahr 18 Milliarden Euro – das sind fast 2 Milliarden weniger als im Vorjahreszeitraum. Hauptgründe dafür sind die wachsende Konkurrenz auf dem wichtigen chinesischen Markt und die schwächere Nachfrage nach Elektroautos.
Besonders hart trifft dies VW, das mit einer Rendite von 9,5 Prozent an der Spitze der DAX-Dividendenwerte steht.
Für viele Anleger mag dies auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Doch wie bei BASF, wo hohe Ausschüttungen letztlich nicht nachhaltig waren, könnten auch die Autobauer bald ihre Dividenden kürzen.
Analysten haben ihre Erwartungen bereits gesenkt: Für VW prognostizieren sie eine Ausschüttung von 8,41 Euro pro Aktie, nach 9,06 Euro im Vorjahr. Bei Mercedes sinkt die Schätzung von 5,30 Euro auf 4,46 Euro, und bei BMW von 6 Euro auf 5,01 Euro. Ein klares Warnsignal.
Was Anleger beachten sollten: Dividenden sind kein Garant für Stabilität
Hohe Dividendenrenditen wirken oft wie ein Gütezeichen, doch sie können trügerisch sein. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodelle unter Druck geraten, zuerst die Dividenden kürzen – und das führt oft zu weiteren Kurseinbrüchen.
Ein klassisches Beispiel dafür sind die deutschen Versorger. Vor gut einem Jahrzehnt standen Eon und RWE für satte Dividendenrenditen von über fünf Prozent. Doch der Ausstieg aus der Atomenergie setzte den Geschäftsmodellen der Versorger ein jähes Ende. Dividenden wurden gekürzt, die Kurse stürzten ab.