Die amerikanische Unternehmenswelt erlebt derzeit einen signifikanten Wandel in ihrer Einstellung zu einem vor fünf Jahren eingeführten Arbeitsprinzip. Auslöser dieser Entwicklung war die Ermordung von George Floyd im Mai 2020 durch einen weißen Polizisten, was zahlreiche Großunternehmen dazu bewog, Diversitäts- und Inklusionsrichtlinien zu implementieren, um auf die Ungleichheiten aufmerksam zu machen, mit denen schwarze Menschen in Amerika konfrontiert sind.
Doch 2023 vollzieht sich eine Umkehr: nachdem Marken wie Bud Light und Target Boykotte von Konsumenten aufgrund ihrer offensiven Positionierung zu Diversitätsfragen hinnehmen mussten, und nachdem der Oberste Gerichtshof der USA die positive Diskriminierung bei Studienplatzvergaben abgeschafft hat, prüfen viele Unternehmen ihre DEI-Richtlinien erneut.
Vergangenes Jahr kürzten Einzelhandelsgrößen wie Walmart, Lowe’s, Tractor Supply und Harley-Davidson ihre Initiativen in diesem Bereich, da sie drohende Boykotte von Kunden befürchten mussten. Das Jahr 2024 sah derartige Anpassungen auch bei McDonald’s, Amazon und Meta vor. Doch Apple, als das wertvollste Unternehmen der Welt, verteidigt seine Diversitäts- und Inklusionspolitik weiter.
Apple steht unter Druck des konservativen Think Tanks National Center for Public Policy Research, der in einem kürzlich eingereichten Aktionärsantrag fordert, das DEI-Programm abzuschaffen. Grund seien die rechtlichen, rufschädigenden und finanziellen Risiken, die das Programm für Investoren und das Unternehmen darstelle.
In der Vorschlagsbegründung des Think Tanks wird die Behauptung aufgestellt, dass Apple durch Programme wie das "Supplier Diversity Program" Lieferanten nach ethnischen und geschlechtsspezifischen Kriterien auswählt und exklusive Mitarbeitergruppen für „diverse“ Angestellte unterstützt. Die Organisation behauptet zudem, dass dies mehr als 50.000 der 80.000 Apple-Mitarbeiter betreffen könnte, was potenziell kostspielige Klagen nach sich ziehen könnte.
Im Vorfeld der Abstimmung über diesen Vorschlag auf der jährlichen Aktionärsversammlung von Apple am 25. Februar hat der Vorstand des Unternehmens den Aktionären empfohlen, dagegen zu stimmen. Laut Vorstand sei der Vorschlag unnötig, da Apple die bestehenden Anti-Diskriminierungsgesetze bereits einhalte und die Fähigkeit des Unternehmens, seine Geschäftstätigkeiten zu managen, nicht eingeschränkt werden sollte.
Die strikte Verteidigung von Apples DEI-Richtlinien stößt bei einigen Konsumenten auf Kritik und könnte dem Unternehmen finanzielle Schäden zufügen. Apples Standpunkt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem auch Costco kürzlich seine DEI-Prinzipien gegen Widerstände verteidigte.
Mit dieser Entscheidung sieht sich Apple auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Amtseinführung von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten konfrontiert, der gegen DEI-Initiativen ist und geschworen hat, diese auf Bundesebene zu beenden.
In der politischen Arena haben Apple-Mitarbeiter zirka 2,5 Millionen Dollar an die Kampagne von Kamala Harris gespendet, während lediglich knapp 94.000 Dollar an Trumps Kampagne geflossen sind. Dennoch versprach Apple-CEO Tim Cook Berichten zufolge eine persönliche Spende von einer Million Dollar an Trumps Einweihungskomitee.