Disney durchlebt gegenwärtig eine herausfordernde Phase, die in ihrer Dimension fast an eine wirtschaftliche Rezession erinnert. In den letzten vier Jahren hat der Unterhaltungsgigant, bekannt für Filme wie Iron Man, Predator und die ikonische Figur des Mickey Mouse, über 190 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren. Der Aktienkurs ist seit seinem Rekordhoch im März 2021 um 52 Prozent gefallen und liegt nun bei 96 Dollar, nach einem Höchststand von 201 Dollar.
Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, wird James Gorman, bisheriger Executive Chairman von Morgan Stanley, ab Januar 2025 als neuer Vorstandsvorsitzender bei Disney tätig. Seine Hauptaufgabe wird es sein, Disneys anhaltendes Problem zu lösen: die Suche nach einem neuen CEO.
Diese Herausforderung entsteht, nachdem der langjährige ehemalige Disney-CEO Bob Iger Ende 2022 aus dem Ruhestand zurückkehrte, um nach der Entlassung von Bob Chapek, der das Unternehmen nur kurzzeitig leitete, einzuspringen. Chapeks Amtszeit war geprägt von misslungenen Projekten, unter anderem einem vielbeachteten Konflikt mit dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, über den besonderen Steuerstatus des Unternehmens in dem Bundesstaat. Zudem brachten eine Reihe von Fortsetzungen, die während seiner Amtszeit beschlossen wurden – darunter Ant-Man, Arielle, die Meerjungfrau und Indiana Jones –, weniger Erfolg als erhofft.
Analysten hinterfragen nun die Wahl von Gorman. Er wird häufig aufgrund seiner strategischen Fähigkeiten, die als vergleichbar mit denen Napoleons angesehen werden, gelobt. In den vergangenen 15 Jahren hat er durch geschickte Investitionen das Wachstum von Morgan Stanley vorangetrieben und den Jahresumsatz der Bank von 31 Milliarden Dollar im Jahr 2010 auf 54 Milliarden Dollar erhöht.
Gormans Nachfolgeplanung bei Morgan Stanley gilt als meisterhaft. Nach einer gründlichen Auswahl wurde er im Januar von dem aktuellen CEO Ted Pick abgelöst. Gorman, Absolvent der Columbia Business School und ehemaliger Mitarbeiter von McKinsey, bringt umfangreiche Erfahrung in der strategischen Beratung mit, die er nun für Disneys Vorteil nutzen wird. Er begann seine Karriere in einem entscheidenden Moment für Morgan Stanley, als er 2006 während der Bankenkrise in das Unternehmen eintrat.
Seine strategische Denkweise zeigte sich eindrucksvoll im Jahr 2008, als er zusammen mit dem damaligen CEO John Mack mit dem CEO von Citigroup, Vikram Pandit, verhandelte, um den Vermögensverwaltungsgiganten Smith Barney zu erwerben. Inmitten der Großen Rezession, der sich verschlechternden Marktbedingungen und trotz immensem staatlichen Unterstützungsgeld stand diese Entscheidung beispielhaft für Gormans visionäres Handeln.