12. März, 2025

Politik

Diplomatische Spannungen im Südlibanon: Israels Truppenabzug verzögert sich

Diplomatische Spannungen im Südlibanon: Israels Truppenabzug verzögert sich

Inmitten anhaltender Spannungen im Nahen Osten hat Israel beschlossen, seine Truppen vorerst weiterhin im Südlibanon zu stationieren, obwohl die Frist zu deren Abzug bereits abgelaufen ist. Dieses Vorgehen steht im Widerspruch zum Ende November geschlossenen Waffenstillstandsabkommen mit der libanesischen Hisbollah-Miliz, das ursprünglich eine 60-tägige Frist für den Rückzug vorgesehen hatte und zuletzt um drei Wochen verlängert worden war. Ein Sprecher der israelischen Armee bezeichnete den fortgesetzten Verbleib als eine "vorübergehende Maßnahme", die mit der von den USA und Frankreich geführten internationalen Kommission abgestimmt worden sei. Diese Kommission überwacht die Einhaltung des Waffenstillstands und umfasst unter anderem Israel, den Libanon und die UN-Friedenstruppen. Eine offizielle Bestätigung über diese Absprache steht allerdings noch aus. In Beirut zeigt sich die libanesische Regierung von Israels Entscheidung wenig angetan. Der Parlamentspräsident Nabih Berri stellte klar, dass eine erneute Fristverlängerung für das Kabinett undiskutabel sei. Auch Präsident Joseph Aoun drängte auf Einhaltung des vereinbarten Abzugszeitraums und plant, hierzu eine offizielle Erklärung abzugeben. Währenddessen drohte Hisbollah-Führer Naim Kassim in einer Fernsehansprache mit ernsthaften Konsequenzen, sollten die israelischen Truppen über die Frist hinaus im Libanon verbleiben. Seit Inkrafttreten des Waffenstillstands haben beide Seiten wiederholt gegen die Vereinbarungen verstoßen. Ursprünglich sorgte ein terroristischer Vorfall im Oktober 2023 für die Eskalation der Auseinandersetzungen, welche zu einem blutigen Konflikt führten. Insgesamt forderte der Krieg im Libanon über 4.000 Todesopfer, wohingegen Israel 76 Leben zu beklagen hatte. Mit besonderem Augenmerk auf die strategische Bedeutung der Region will Israel eine kleine Anzahl von Soldaten an fünf markanten Positionen entlang der Grenze stationiert lassen. Die restlichen Truppen sollen laut Plan jedoch bis zum vereinbarten Datum abgezogen werden, wobei die libanesische Armee die Verantwortung in den geräumten Gebieten übernehmen soll. Gleichzeitig wird von ihr erwartet, militärische Bewegungen der Hisbollah im Grenzgebiet zu unterbinden. Herausforderungen hierbei ergeben sich durch die Ansiedlung vieler Hisbollah-Anhänger nahe der Grenze, die dort ihren Wohnsitz haben. Obwohl der aktive Beschuss Israels seit dem Waffenstillstand ausblieb, beschuldigte die libanesische Armee Israel weiterhin Angriffe auf ihr Gebiet durchzuführen, zuletzt bei einem Vorfall nahe der Küstenstadt Sidon. Solche Berichte sind jedoch schwer unabhängig zu überprüfen und tragen zur weiter angespannten Lage zwischen den Konfliktparteien bei.