Außenministerin Annalena Baerbock befindet sich nach dem politischen Umsturz in Syrien auf diplomatischer Mission in der Türkei. In Ankara plant die Grünen-Politikerin ein Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan. Im Fokus steht die Frage, wie die Türkei angesichts ihrer bedeutenden Rolle zur Stabilisierung Syriens beitragen kann. Seit dem Umsturz hat sich die Türkei als einflussreicher Akteur in Syrien positioniert. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Beziehung Ankaras zur Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die faktisch die Kontrolle im Land übernommen hat. Baerbock hat im Bundestag hervorgehoben, dass die Türkei eine Schlüsselrolle beim Schutz von Minderheiten einnehmen sollte und dabei ausdrücklich die Kurden für ihren Widerstand gegen das Assad-Regime gewürdigt. Nicht ohne Kritik bleibt das Vorgehen der Türkei gegen kurdische Milizen in Nordsyrien. Ankara wird beschuldigt, das entstandene Machtvakuum zu nutzen, um das Gebiet unter kurdischer Kontrolle zu destabilisieren. Türkisch unterstützte Rebellen haben in den letzten Wochen erhebliche Fortschritte gegen die Kurdenmiliz YPG erzielt. Die türkische Regierung betrachtet die YPG als Zweig der verbotenen PKK und damit als terroristische Bedrohung. Die angespannte Lage in der Grenzstadt Kobane und die Vertreibung von über 100.000 Menschen in Nordsyriens Norden verstärken die Sorgen über eine mögliche Großoffensive gegen die kurdischen Gebiete.