09. März, 2025

Wirtschaft

Digitalisierung verändert Sternezertifizierung im Hotelgewerbe drastisch

Digitalisierung verändert Sternezertifizierung im Hotelgewerbe drastisch

Die Bedeutung von Sternezertifizierungen für Hotels und Ferienunterkünfte in Deutschland nimmt kontinuierlich ab. Nach aktuellen Daten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) erleben klassifizierte Betriebe einen signifikanten Rückgang. Die Digitalisierung hat das Informations- und Buchungsverhalten grundlegend verändert. Norbert Kunz, Geschäftsführer des DTV, betont, dass Ferienunterkünfte mittlerweile überwiegend online gesucht werden. Gütesiegel würden durch Nutzerbewertungen auf Internetplattformen zunehmend ergänzt.

Während es 2010 noch fast 66.000 zertifizierte Ferienhäuser und -wohnungen gab, ist die Zahl laut DTV auf gegenwärtig etwa 23.500 gesunken. Auch bei Hotels zeigt sich ein deutlicher Rückgang: Von über 8.200 sternezertifizierten Hotels im Jahr 2011 sind es 2025 nur noch rund 6.300. Der Anteil an zertifizierten Hotels sank parallel von etwa 60 Prozent im Jahr 2015 auf rund 50 Prozent im Jahr 2022.

Ein spürbarer Einschnitt entstand durch die Corona-Pandemie, als zahlreiche Nachklassifizierungen nicht durchgeführt werden konnten, teilt der Dehoga mit. Allgemein sei die Anzahl der Hotels in Deutschland aufgrund von Betriebsaufgaben oder Insolvenzen rückläufig. Dennoch bleibt laut Verband die offizielle Deutsche Hotelklassifizierung ein Orientierungspunkt in einem sich wandelnden Markt.

Tourismusprofessor Harald Zeiss zeigt sich wenig überrascht über den Bedeutungsverlust der Sternezertifizierungen. "Die Bewertungen sind nicht mehr zeitgemäß", sagt er und ergänzt, dass moderne Gäste ihre Prioritäten verlagert hätten. WLAN sei zum Beispiel wichtiger als ein Bidet im Zimmer. Der Aufwand für eine Klassifizierung lohne sich für viele Hotels nicht mehr, da sie online einfachere und spezifischere Suchkriterien anbieten könnten.