Die Digitalisierung in Deutschland bewegt sich nach dem pandemiebedingten Hoch nur noch im Schritttempo. Dies belegt eine aktuelle Untersuchung des Netzwerk-Ausrüsters Cisco, die fünf Jahre nach Pandemiebeginn die digitalen Entwicklungen unter die Lupe nimmt. Zwar hat der digitale Rush rund um Homeoffice und kontaktlose Zahlungen ab 2020 zunächst an Intensität gewonnen, doch vielerorts stellt sich nun eine gewisse digitale Ermüdung ein.
Cisco-Deutschland-Chef Uwe Peter konstatiert durchaus nennenswerte Fortschritte, wie etwa den flächendeckenden Ausbau von Gigabit-Internetanschlüssen, die mittlerweile für 75 Prozent der Haushalte bereitstehen. Jedoch äußert sich auch eine wachsende Trägheit: Der Homeoffice-Trend, der von 2019 bis 2021 von 13 auf 25 Prozent zunahm, flacht aktuell wieder etwas ab; zuletzt arbeiteten 23 Prozent der Beschäftigten von zu Hause. Auch die Nutzung digitaler Behördendienste stagnierte nach einem anfänglichen Anstieg im Jahr 2020. Und selbst bei den schnellen Internetverbindungen wird ihr Potenzial oft vernachlässigt – obwohl Gigabit-Anschlüsse weit verbreitet sind, ist gerade einmal jeder neunte Haushalt tatsächlich angebunden.
Die Cisco-Studie, die Daten aus unterschiedlichen Quellen sowie eine repräsentative Umfrage von 2000 Deutschen durch YouGov beinhaltet, liefert ernüchternde Einsichten: Lediglich 41 Prozent der Befragten sehen im Vergleich zu 2019 einen digitalen Fortschritt, 39 Prozent bemerken keine Veränderung, während elf Prozent von einer Verschlechterung sprechen. Besonders unpopulär ist die Videosprechstunde beim Arzt, die von zwei Dritteln der Befragten noch nie genutzt wurde. Im Gegensatz dazu berichten etwa ein Drittel von einer gesteigerten Nutzung digitaler Verwaltungsangebote, obwohl mehr als jeder Fünfte diese überhaupt nicht in Erwägung zieht. Ein Hindernis bleibt die Benutzerfreundlichkeit, aber auch das begrenzte Angebot digitaler Behördengänge.
Ein bleibendes Erbe des digitalen Schubs ist hingegen der Zahlungsverkehr. So geben 41 Prozent der Befragten an, inzwischen häufiger kontaktlos zu zahlen, während sich Online-Banking von 52 Prozent vor fünf Jahren auf 84 Prozent erhöht hat. Der Trend zur Kartenzahlung trägt dazu bei, dass Bargeld seinen Status als bevorzugtes Zahlungsmittel einbüßt – der Anteil sank seit 2019 von 84 auf 51 Prozent. Dank der nahezu flächendeckenden Akzeptanz von Kartenzahlungen im Einzelhandel, sieht Peter eine positive Entwicklung: "Da, wo es wirklich Vorteile bringt, sind die Leute auch dabei."