Präsident Xi Jinping hat vielfach betont, dass der Austausch zwischen Völkern die Grundlage gesunder US-China-Beziehungen darstellt. Doch mit der massenhaften Flucht von TikTok-Nutzern auf die chinesische Plattform Xiaohongshu, bekannt in den USA als RedNote, zeichnet sich ein ungeahnter Testfall ab.
Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA andeutete, ein Gesetz zum Verbot der beliebten TikTok-App aufrechtzuerhalten, strömten Berichten zufolge 700.000 neue Nutzer auf Xiaohongshu – eine Plattform, die bisher im Ausland wenig bekannt war. Diese Bewegung wird von vielen als Akt des Widerstands betrachtet, da die US-Regierung TikTok eine Verbindung zur chinesischen Regierung nachsagt, die die nationale Sicherheit gefährden könnte.
Die Plattform, in der Regel frei von einer größeren ausländischen Präsenz, war plötzlich gefüllt mit englischsprachigen Beiträgen. Einige chinesische Nutzer begrüßten die Entwicklung und bezeichneten sie als historische Chance mit unschätzbarem Wert. Währenddessen bleibt die Frage offen, ob die chinesischen Zensoren diese Form der offenen Kommunikation akzeptieren werden.
Obwohl China den Zugang zu amerikanischen sozialen Netzwerken einschränkt, eröffnet der Zustrom der TikTok-Nutzer potenziell neue Möglichkeiten für den interkulturellen Dialog. In der Vergangenheit zeigte sich jedoch, dass ein solcher Meinungsaustausch kurzlebig sein kann, wie das Beispiel der Audio-App Clubhouse im Jahr 2021 bewies. Die Plattform wurde damals schnell von den chinesischen Behörden blockiert.
Interessant ist der Ansatz Xiaohongshus zu den neuen Nutzern: Laut Rich Bishop von AppInChina könnte die Einführung einer auf Ausländer zugeschnittenen App-Version eine Möglichkeit sein, den Ansturm internationaler Nutzer zu steuern. Mit strategischen Überlegungen und der Perspektive eines Soft-Power-Gewinns bleibt abzuwarten, wie Peking auf diese neue Dynamik reagieren wird.