Ein Prozess von historischem Ausmaß
Die Dieselaffäre tritt mit der Zusammenführung zweier Strafverfahren gegen Martin Winterkorn, den ehemaligen CEO des Automobilriesen, in eine entscheidende Phase.
Am Landgericht Braunschweig zeichnet sich ab dem 3. September ein juristisches Drama ab, das in die Annalen der Wirtschaftsgeschichte eingehen könnte. Mit nicht weniger als 89 anberaumten Verhandlungstagen bis September 2025 wird dieser Prozess nicht nur für Winterkorn, sondern auch für VW und die gesamte Automobilbranche richtungsweisend sein.
Die Verteidigungslinie des Angeklagten
Winterkorn, der die Last schwerwiegender Anschuldigungen wie Betrug, Falschaussage und Marktmanipulation trägt, weist jegliche strafrechtliche Verantwortung von sich.
„Ich halte diese Vorwürfe für unzutreffend“, erklärte er in einem milliardenschweren Zivilprozess am Oberlandesgericht Braunschweig.
Winterkorns Behauptung, er hätte, wäre ihm das volle Ausmaß bekannt gewesen, sofort eingegriffen, mag für einige als zu wenig, zu spät erscheinen. Doch sie bildet das Rückgrat seiner Verteidigung in einem Fall, der die Öffentlichkeit und die Justiz gleichermaßen in Atem hält.
Der Kern des Skandals
Im Zentrum des Sturms steht die Anwendung betrügerischer Software-Codes, mit denen VW systematisch Abgaswerte manipulierte. Dieser Betrug, der Fahrzeuge auf dem Prüfstand sauberer erscheinen ließ, als sie es waren, flog im September 2015 auf und zwang Winterkorn nur Tage später zum Rücktritt.
Seine Behauptung, vor der Aufdeckung nichts von den Manipulationen gewusst zu haben, steht im krassen Gegensatz zur schweren Last der Vorwürfe.
Ein Wendepunkt für Volkswagen und die Branche
Die anstehende Hauptverhandlung gegen Martin Winterkorn ist mehr als nur ein Gerichtsverfahren; sie ist ein Prüfstein für die Integrität und Glaubwürdigkeit von Volkswagen. Wie ein Damoklesschwert hängt das Dieselgate über dem Konzern und wirft lange Schatten auf die Automobilindustrie. Es ist ein Mahnmal für die Gefahren, die in der Missachtung ethischer Standards und der Unterminierung des Vertrauens der Öffentlichkeit liegen.
Während sich die Türen des Landgerichts Braunschweig öffnen, betreten nicht nur Martin Winterkorn und seine Verteidiger den Saal, sondern mit ihnen auch die gesamte Volkswagen-Belegschaft und die Automobilbranche.