Viele der Mitarbeiter in den gemeinnützigen Sektoren der USA stellen eine essenzielle Ergänzung zum sozialen Sicherheitsnetz dar. Sie helfen Menschen, Zugang zu Wohnraum, Nahrung und Gesundheitsfürsorge zu erhalten, wo staatliche Programme versagen. Doch ein erheblicher Teil dieser Beschäftigten steht selbst am Rande der Armut.
Ein Bericht der Forschungsfirma United for ALICE zeigt, dass rund 3 Millionen der Nonprofit-Mitarbeiter in den USA, also fast ein Viertel der gesamten Belegschaft, knapp oberhalb der bundesstaatlichen Armutsgrenze leben. Die Untersuchung basiert auf der American Community Survey des US-Zensus, die viele Arbeitnehmer im Gesundheitswesen, Bildungsbereich und der sozialen Hilfe befragte.
Die ALICE-Demografie beschreibt Personen, die über begrenzte Vermögenswerte und ein gebremstes Einkommen verfügen. Trotz ihrer Erwerbstätigkeit können sie sich die grundlegendsten Lebensnotwendigkeiten nicht leisten. Der ALICE-Schwellenwert variiert je nach lokalen Lebenshaltungskosten und Haushaltsgröße. So könnten beispielsweise ein Elternteil mit schulpflichtigem Kind in El Paso, Texas, mit 702 Dollar monatlich auskommen, während in Alexandria, Virginia, 2.158 Dollar monatlich notwendig sind.
Ein Beispiel: Lisa Kelley lebt von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck in Cincinnati. Trotz harter Arbeit fühlt sich die 47-Jährige oft, als ob sie alles richtig mache, aber dennoch keinen Zugang zu der benötigten Unterstützung bekomme. "Wenn man zu viel verdient, gibt es keine Hilfe; wenn man gesund ist, gibt es keine Hilfe; wenn man keine Kinder hat, gibt es keine Hilfe", erklärte sie.
Laut dem Bericht lebt etwa 13% der Amerikaner mit einem Haushaltsjahreseinkommen unterhalb der Armutsgrenze. Der Zugang zu vielen Unterstützungsprogrammen basiert auf dieser Schwelle, die seit den 1960er Jahren kaum aktualisiert wurde. Dabei geben Amerikaner heutzutage nur noch 13% ihres Einkommens für Lebensmittel aus, verglichen mit einem Drittel damals.
ALICEs, welche 29% der Bevölkerung ausmachen, verdienen etwas mehr als die Armutsgrenze, jedoch nicht genug, um ohne Schwierigkeiten über die Runden zu kommen. Dies führt oft zu schwierigen Entscheidungen zwischen Lebensmitteln, Rechnungen und ärztlichen Besuchen. In teuren Wohngegenden greifen viele auf Teilzeit- oder Gig-Jobs zurück.
Besonders jüngere Nonprofit-Mitarbeiter stehen vor Herausforderungen: 37% der unter 25-Jährigen und 23% der 25- bis 44-Jährigen fallen in die ALICE-Kategorie. Auch Alleinerziehende sind betroffen; über die Hälfte lebt unterhalb des ALICE-Schwellenwerts. Während 16% der weißen Nonprofit-Arbeiter betroffen sind, trifft es bei den schwarzen Beschäftigten ganze 35%.
Dieses Dilemma zeigt die größeren Probleme der ALICE-Arbeiter in den USA: Viele Unterstützungsmechanismen sehen sie nicht als bedürftig an, was ihre Not verschärft. Ohne ausreichendes Einkommen oder Zugang zu Ressourcen sind sie in einer Sackgasse gefangen.
"Mangelnde Obdachlosigkeit reicht nicht aus, um bestimmte Hilfen zu erhalten, weil ich ein Dach über dem Kopf habe," sagte Melissa Hedden. "Aber ich bin zu obdachlos, um einen Job zu bekommen, weil ich nicht weiß, wo ich in drei Wochen leben werde. Was soll man da tun?"