Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland stellt insbesondere Menschen mit Behinderung vor zunehmende Herausforderungen am Arbeitsmarkt. Wie aus einer Studie des Handelsblatt Research Institutes in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch hervorgeht, waren im Oktober 2023 insgesamt 177.280 Menschen mit Behinderung arbeitslos gemeldet, was einer Steigerung von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Entwicklung wird von Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, als deutlicher Rückschritt in Sachen Chancengleichheit bezeichnet.
Bereits im Vorjahr hatte sich die Lage verschärft: Die durchschnittliche Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderung stieg 2023 auf 11 Prozent, ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte gegenüber 2022. Besorgniserregend ist auch die Zahl der schätzungsweise 46.000 Arbeitgeber, die keine schwerbehinderten Beschäftigten eingestellt hatten – ein Anstieg um 1.000 im Vergleich zu 2022.
Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sind verpflichtet, mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Doch nur 38,5 Prozent der Unternehmen erfüllten 2023 diese Vorgabe, ein Rückgang von 0,5 Prozentpunkten im Jahresvergleich. Diese Quote stellt den niedrigsten Wert seit Einführung der Inklusionsbarometer-Studie im Jahr 2013 dar, die auf Daten der Bundesagentur für Arbeit basiert.
Christina Marx kritisiert, dass Unternehmen trotz Klagen über Fachkräftemangel die potenzialreichen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung oft nicht berücksichtigen. Auffallend ist auch die steigende Zahl an Kündigungen von Beschäftigten mit Behinderung: 2023 registrierten die Integrationsämter rund 21.000 Kündigungsanträge, verglichen mit etwa 17.000 im Vorjahr. Diese Kündigungen bedürfen der Zustimmung des Amtes, das zuvor alternative Lösungen wie staatliche Zuschüsse prüft.
In Deutschland gibt es etwa 3,1 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung im erwerbsfähigen Alter. Davon sind rund 1,1 Millionen in größeren Unternehmen beschäftigt, während etwa 200.000 in kleineren Firmen arbeiten. Nicht integriert in den Arbeitsmarkt sind schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung.