Die britischen Konservativen, einst als die erfolgreichste Partei der Welt betitelt, stehen vor einer schicksalhaften Entscheidung. Fünf Jahre nach Boris Johnsons triumphalem „Get Brexit Done“-Sieg, und dem jüngsten historischen Tief bei den Parlamentswahlen, steht die Partei am Scheideweg. In Birmingham wird nun mit Hochspannung erwartet, wie sich die politische Ausrichtung des Traditionsbündnisses gestalten wird.
Im Mittelpunkt stehen vier noch verbleibende Bewerber, die die Partei in eine ungewisse Zukunft führen wollen: Robert Jenrick, Kemi Badenoch, James Cleverly und Tom Tugendhat. Während der Richtungsstreit hinter den Kulissen tobt, werfen Experten und Parteimitglieder gleichermaßen besorgte Blicke auf die vergangenen Wahlergebnisse und die politische Landschaft in Europa.
Robert Jenrick, der in den ersten Auswahlrunden der Fraktion vorn liegt, sorgt für Aufsehen mit seinem klaren Kurs und harten Worten. Jenrick, ursprünglich als moderat geltend, hat sich nach rechts bewegt und wiederholt die Brexit-Strategie. Mit markigen Forderungen zur Einwanderung und dem Austritt aus der Europäischen Menschenrechtskonvention versucht er, die Wähler von Rechtspopulist Nigel Farage und dessen Reform UK für sich zu gewinnen.
Als Gegengewicht positioniert sich Tom Tugendhat, der auf Reform statt Anpassung an die extreme Rechte setzt. Der als Außenseiter geltende Ex-Militär fordert, die Partei müsse Wähler von allen politischen Seiten zurückgewinnen. Er warnt vor einem weiteren Rechtsruck, der die Tories für ein Jahrzehnt von der Macht fernhalten könnte.
Zwischen den Extremen stehen Badenoch und Cleverly. Erstere ist klar weiter rechts angesiedelt, während der pragmatische Cleverly am ehesten in der Lage scheint, die Partei vor dem Abdriften in den Rechtspopulismus zu bewahren. Seine humorvolle und zugängliche Art verschaffte ihm Sympathien, doch ob das für den Einzug in die letzte Auswahlrunde reicht, bleibt abzuwarten.
Sollte jedoch Jenrick oder Badenoch das Rennen machen, scheint die Zukunft der Tories zunehmend nach rechts gerichtet – eine Entwicklung, die mit Besorgnis beobachtet wird. Der Ausgang der Wahl in den kommenden Wochen wird zeigen, welches Gesicht die Partei künftig tragen wird.