In den zwei Jahren seit dem spektakulären Zusammenbruch von FTX könnte man meinen, die Kryptomärkte seien verstummt. Doch während es auf den ersten Blick so erscheinen mag, als sei die glitzernde Ära digitaler Währungen zu Ende, zeigen die Kursentwicklungen ein anderes Bild: Kryptowerte überholen den S&P 500, ein bemerkenswerter Gegensatz in der Welt der Finanzmärkte.
Zeke Faux, ein erfahrener Journalist in der Krypto-Szene, erinnert sich an seine Begegnung mit Sam Bankman-Fried – der damals schillernde, inzwischen aber entzauberte Protagonist der Branche – und dessen Interview in den Bahamas im Anschluss an den FTX-Kollaps. Trotz des damaligen Pessimismus sind viele Kryptopreise zurück auf ihren Höchstständen. Doch anders als in der Blütezeit sprechen heute weniger Menschen von Web 3-Innovationen oder NFTs. Der Hype dreht sich vielmehr um technische Entwicklungen, wie etwa Bitcoin-ETFs, die zwar als Meilenstein wahrgenommen werden, das Konzept von Bitcoin jedoch nicht grundlegend verändern.
Laut Faux liegt ein wesentlicher Aspekt im fortwährenden Narrativ der Kryptoindustrie, die ihre Zukunft als unvermeidbar beschreibt. Trotz fehlender revolutionärer Anwendungen für den Massenmarkt träumen Enthusiasten weiterhin von bahnbrechenden Technologien. Gleichzeitig fungiert Krypto als alternative Finanzwelt, die etablierten Strukturen entfliehen möchte – besonders jedenfalls, solange Aufsichtsbehörden dies zulassen.
Interessanterweise hat sich auch die politische Landschaft gewandelt. Während früher Skepsis gegenüber Krypto verbreitet war, zeigt sich nun ein differenzierteres Bild. Die Freigabe eines Bitcoin-ETFs durch die SEC könnte als Legitimierung wahrgenommen werden, auch wenn die Behörde weiterhin rechtliche Schritte gegen zweifelhafte Kryptopraktiken einleitet. Der politische Einfluss der Kryptoindustrie wächst, unterstützt von erheblichen Wahlkampfspenden.
Schließlich erinnert sich Faux an einen Austausch mit Warren Buffett, der einst die Börsenmanie von vor 100 Jahren anprangerte: Händler könnten den fundamentalen Wert von Unternehmen ignorieren und stattdessen auf Spekulation setzen, so das Argument. Eine Parallele, die sich heute im Umgang mit Kryptowährungen zeigt: Der Wert dieser digitalen Assets muss langfristig auf konkreten ökonomischen Nutzen aufgebaut sein und darf nicht allein auf Spekulation beruhen.