20. Oktober, 2024

Grün

Die stille Krise der Artenvielfalt – Forderungen werden lauter

Die stille Krise der Artenvielfalt – Forderungen werden lauter

Vor der 16. Konferenz der Vereinten Nationen zur biologischen Vielfalt (COP16) in Cali wächst der Druck auf internationale Entscheidungsträger, intensivere Maßnahmen zum Schutz der globalen Artenvielfalt zu ergreifen. Vor zwei Jahren hatten sich rund 200 Länder in Montreal auf ein ehrgeiziges Abkommen zum Naturschutz verständigt; dennoch bemängeln Kritiker die geringen Fortschritte seitdem. Georg Schwede von der Umweltschutzorganisation Campaign for Nature warnt: „Das historische Abkommen droht schon jetzt zu scheitern.“ Die bisherigen Entwicklungen seien zu langsam und häufig in die falsche Richtung gelenkt, um bis 2030 eine notwendige Wende im Artenrückgang herbeizuführen.

In Montreal einigte man sich auf 23 Ziele, darunter den Schutz von mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis zum Jahr 2030. Die Industriestaaten verpflichteten sich zudem, bis 2025 jährlich etwa 20 Milliarden Dollar für den Biodiversitätsschutz bereitzustellen. Während bei den vergangenen Verhandlungen in Kanada politische Einigungen im Vordergrund standen, liegt der Schwerpunkt der nun in Kolumbien beginnenden UN-Konferenz auf der praktischen Umsetzung der Maßnahmen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont die enge Verknüpfung von Biodiversitäts- und Klimakrise. Die deutsche Bundesregierung stellt in diesem Jahr 1,36 Milliarden Euro für die Erhaltung von Arten und Ökosystemen in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Verfügung. Umweltorganisationen loben diese Erhöhung zwar als positives Zeichen, kritisieren jedoch mangelnde Fortschritte auf nationaler Ebene. Der Artenverlust in Deutschland schreite ungebremst voran, warnt Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Der jüngst veröffentlichte "Living Planet Report 2024" verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf. Laut der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London sind Wildtier-Populationen in den letzten 50 Jahren um durchschnittlich 73 Prozent zurückgegangen. Besonders stark betroffen sind Regionen in Lateinamerika, der Karibik und Afrika. WWF-Expertin Anne Hanschke unterstreicht: „Der Mensch verantwortet das Artensterben und gefährdet damit seine eigene Zukunft.“ Ein nachhaltiger Schutz der Arten und ihrer Lebensräume sei unverzichtbar, um die verbleibenden Wildtierbestände zu bewahren.