Die weltweite Verschuldung erreicht ein alarmierendes Niveau. Laut aktuellen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) überstiegen die globalen Staatsschulden im vergangenen Jahr die Marke von 100 Billionen US-Dollar.
Diese Summe entspricht 93 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Der IWF prognostiziert, dass dieser Wert bis 2030 auf über 100 Prozent steigen könnte. Besonders betroffen: die USA und China, deren Schuldenwachstum weit über dem globalen Durchschnitt liegt.
USA: Rekorddefizite trotz wirtschaftlicher Stärke
Die Vereinigten Staaten stehen mit einem jährlichen Haushaltsdefizit von etwa zwei Billionen US-Dollar (circa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts) an vorderster Front der Verschuldungskrise.
Besorgniserregend ist, dass diese Zahl in einer Zeit wirtschaftlicher Hochkonjunktur erreicht wird. Laut Prognosen des Congressional Budget Office (CBO) wird sich das Defizit in den nächsten zehn Jahren stabil zwischen sechs und sieben Prozent des BIP bewegen.
Die Pläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump könnten diese Entwicklung weiter verschärfen. Durch die angekündigte Senkung der Körperschaftssteuer für Unternehmen drohen Einnahmeverluste von rund 150 Milliarden US-Dollar jährlich.
Einsparungen durch Bürokratieabbau könnten dieses Defizit kaum kompensieren, da die Gesamtkosten der US-Verwaltung bei etwa 300 Milliarden US-Dollar liegen. Zusätzliche Einnahmen durch Zölle, die aktuell bei etwa 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr liegen, würden auch bei einer Verzehnfachung keinen signifikanten Beitrag leisten.
Die Gesamtverschuldung der USA liegt derzeit bei rund 123 Prozent des BIP und könnte bis 2029 auf 134 Prozent ansteigen, so Schätzungen des IWF.
China: Deflation treibt die Schuldenlast
Auch in China wächst die Verschuldung in rasantem Tempo. Die IWF-Prognosen gehen davon aus, dass die Staatsverschuldung bis 2029 von aktuell 88 Prozent auf über 110 Prozent des BIP ansteigen wird. Grund hierfür ist die expansive Fiskalpolitik der chinesischen Regierung, die versucht, die Wirtschaftskrise infolge einer geplatzten Immobilienblase durch massive Konjunkturprogramme abzufedern.
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Zusätzlich belastend ist die anhaltende Deflation: In einem Umfeld sinkender Preise wächst die reale Schuldenlast, was die ohnehin angespannte Fiskalpolitik weiter erschwert.
Globale Risiken: Deglobalisierung und Inflation
Während die Schulden wachsen, bleiben andere fiskalische Herausforderungen bestehen. Die Deglobalisierung und die Verlagerung von Lieferketten führen zu höheren Produktionskosten und einer geringeren wirtschaftlichen Effizienz. Hinzu kommen steigende Arbeitskosten und die finanziellen Belastungen durch die Energiewende.
Diese Faktoren könnten langfristig zu einer anhaltend hohen Inflation führen. Albert Edwards, Stratege bei Société Générale, warnt vor einer „Inflationsexplosion“, die Anleger unvorbereitet treffen könnte.
Laut Edwards könnten Regierungen letztlich gezwungen sein, die Geldpolitik zu nutzen, um die wachsenden Defizite zu finanzieren, indem sie Anleihen aufkaufen und so die Zinsen künstlich niedrig halten.
Mögliche Folgen für Anleger
Die Konsequenzen für private und institutionelle Anleger sind weitreichend. Niedrige Zinsen, die unter der Inflationsrate liegen, könnten reale Verluste bei Zinspapieren und Bankeinlagen verursachen.
Alexander Raviol von Lupus alpha sieht diese Entwicklung als wahrscheinlich: „Nach Abzug der Inflation werden Anleger in den kommenden Jahren mit Zinspapieren Geld verlieren.“
Experten empfehlen daher eine verstärkte Diversifikation hin zu realen Werten wie Aktien, Immobilien und Edelmetallen. Besonders Gold könnte profitieren. Benjamin Louvet von Ofi Invest Asset Management prognostiziert:
„Historisch gesehen hat ein Rückgang der Realzinsen um ein Prozent den Goldpreis um durchschnittlich 22 Prozent steigen lassen.“ Sollte dies eintreten, könnte der Goldpreis von seinem aktuellen Niveau von rund 2.650 US-Dollar auf über 3.200 US-Dollar je Feinunze steigen.
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