Der deutsche Spätburgunder erfährt eine bemerkenswerte Wertschätzung auf internationalen Märkten und wird zunehmend als Geheimtipp unter Weinliebhabern gehandelt. Laut Simone Loose, der Leiterin des Instituts für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim, erfreut sich der im Stil des Burgunds vinifizierte Spätburgunder wachsender Beliebtheit. Diese Entwicklung sei besonders interessant vor dem Hintergrund der kühl-klimatischen Bedingungen in Deutschland, die eine langsame und lange Reife der Trauben fördern und somit eine harmonische Balance von Fruchtsäure und Aromen gewährleisten.
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut betont, dass die Eleganz und Finesse dieser „cool-climate Pinots“ zunehmend internationale Anerkennung finden. Ein weiteres Plus für den deutschen Spätburgunder sei das attraktive Preis-Qualitäts-Verhältnis, das ihm einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den oft hochpreisigen Burgunderweinen verschafft. Trotz der Dominanz des Rieslings (62 Prozent) und des Spätburgunders (15 Prozent) im Export deutscher Weine liegt die Menge der ausgeführten Spätburgunder laut Büscher deutlich unter deren ideellem Wert.
Interessanterweise kann der Anbau der roten Rebsorte in Deutschland bis ins Jahr 884 am Bodensee zurückverfolgt werden. Heute ist Deutschland weltweit der drittgrößte Produzent von Spätburgunder nach Frankreich und den USA. Während der Anteil des Spätburgunders an der gesamten Rebfläche seit 2013 konstant bei etwa elf Prozent geblieben ist, hat sich sein Anteil an der Rotweinfläche von 32 auf 36 Prozent erhöht. Diese Zunahme ist primär auf den rückläufigen Anbau anderer roter Rebsorten zurückzuführen, da Weißweine mehr gefragt sind.
Die Anbauflächen des Spätburgunders innerhalb der 13 deutschen Anbaugebiete haben sich seit 2013 teilweise verändert. Besonders in Baden, dem größten Anbaugebiet, ist die Fläche um etwa zehn Prozent zurückgegangen, während nahezu alle anderen Anbaugebiete ihre Spätburgunderflächen erweitert haben.