Ein Auftritt, der für Aufruhr sorgt
J.D. Vance hatte keine brennenden Reden über die Ukraine im Gepäck, keine symbolträchtigen Appelle an die transatlantische Partnerschaft. Stattdessen stellte er eine unbequeme Frage:
„Wofür genau verteidigt sich Europa eigentlich?“
Während Europas Sicherheitselite sich in München versammelte, um die üblichen politischen Floskeln auszutauschen, durchbrach Vance das Protokoll. Er sprach nicht über Waffenlieferungen oder geopolitische Bedrohungen – sondern über das, was er als schleichenden Verlust demokratischer Grundwerte in Europa wahrnimmt. Und genau das brachte führende deutsche Politiker gegen ihn auf.
Kritik aus Berlin – Reflex oder Realitätssinn?
Die Reaktionen aus Deutschland ließen nicht lange auf sich warten. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz nannte die Rede „übergriffig“, Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einer „Irritation“, die man nicht kleinreden könne. FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann attestierte Vance einen „bizarren intellektuellen Tiefflug“.
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Die Empörung war also groß – doch worüber genau? Vance hatte keine Verschwörungstheorien verbreitet, keine Beleidigungen ausgesprochen.
Was ihn von seinen Zuhörern trennte, war eine Grundsatzfrage, die Europas politisches Establishment zunehmend meidet: Gibt es eine Zukunft für Meinungsfreiheit und Demokratie, wenn Regierungen ihre Bürger immer mehr bevormunden?
Die unbequeme Wahrheit über Europas Demokratieverständnis
Vance ging noch weiter: Er sprach über den wachsenden staatlichen Einfluss auf Debatten, über die enge Verzahnung von Politik, Medien und Institutionen, die missliebige Meinungen zunehmend als Bedrohung behandeln.
Seine Rede ließ keinen Zweifel daran, dass er Europa nach wie vor als Partner sieht. Doch sie enthielt eine Warnung: Eine Demokratie, die ihren eigenen Bürgern nicht mehr vertraut, ist nicht zu retten – egal, wie hoch ihr Verteidigungsetat ist.
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Ein Spiegel für Europas Eliten
Die deutsche Politik und Medienlandschaft reagierte auf die Rede mit kollektiver Empörung – und lieferte damit genau das Muster, das Vance kritisiert hatte. Statt sich mit den inhaltlichen Punkten auseinanderzusetzen, wurde der US-Vizepräsident als Störenfried abgetan.
Doch Vance hatte einen Nerv getroffen. Die europäische Demokratie steckt in einer Identitätskrise. Politische Debatten werden durch moralische Brandmauern ersetzt, Bürgerproteste schnell als extremistisch abgestempelt. Wer bestimmte Fragen stellt, wird nicht argumentativ widerlegt – sondern ausgegrenzt.
Ein Weckruf oder ein Abgesang?
J.D. Vance hat in München keine neue Weltordnung gefordert, keine politische Agenda für Europa geschrieben. Er hat lediglich daran erinnert, dass Demokratien nicht durch Regierungen, sondern durch ihre Bürger bestehen.
Dass diese Worte in Europa als Provokation wahrgenommen werden, sagt mehr über den Zustand der europäischen Demokratie aus als über Vance selbst.