Portugals politisches Parkett erlebt turbulente Zeiten. Innerhalb kürzester Zeit könnte das Land schon wieder einer vorgezogenen Parlamentswahl entgegenblicken. Der Ministerpräsident Luís Montenegro, noch kein Jahr im Amt, sieht sich am heutigen Abend mit einer kritischen Vertrauensfrage im Parlament, der Assembleia da República, konfrontiert. Die Anzeichen stehen auf Neuwahlen im Mai, sollte seine konservative Minderheitsregierung ins Wanken geraten. Trotz Portugals beständig guter Wirtschaftsindikatoren und historisch niedriger Arbeitslosenzahlen, hat eine mögliche Affäre um einen Interessenkonflikt für Unruhe gesorgt. Die Rede ist von Montenegros einst gegründeter Firma Spinumiva, die durch ihre lukrativen Verträge ins Zentrum der Kritik gerückt ist. Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs werden von Montenegro vehement zurückgewiesen. Er betont, das Unternehmen gehöre nun seiner Familie. Ministerpräsident Montenegro ist schon zweimal gestärkt aus misstrauischen Stimmen gegen seine Regierung hervorgegangen. Dennoch ließ die Opposition in ihren Bestrebungen um eine Untersuchungskommission nicht nach, was zu Montenegros taktisch kluger Entscheidung führte, selbst die Vertrauensfrage zu stellen. In seinen Worten ist die bevorstehende politische Unsicherheit ein geringeres Übel als ein langanhaltender Zerfall. Sollte die von der Opposition dominierte Abstimmung das politische Aus für Montenegro bedeuten, stehen verschiedene Szenarien im Raum. Präsident Marcelo Rebelo de Sousa könnte die politische Bühne neu aufstellen, indem er entweder einen Politiker aus Montenegros Regierungsallianz oder aber den sozialistischen Oppositionsführer Pedro Nuno Santos mit der Regierungsbildung beauftragt. Eine Neuwahl im Mai scheint jedoch am plausibelsten. Sie wäre die dritte innerhalb von drei Jahren, ein weiterer Akt auf der wohl derzeit nachhaltig beeindruckenden politischen Bühne Portugals. Zuletzt sorgte im März 2024 ein Regierungswechsel für Aufsehen, nachdem António Costa unter Korruptionsverdacht aus dem Amt schied.
Politik
Die politische Bühnenlandschaft Portugals droht erneut zu wanken
