Ein globales Depot mit klarer Handschrift
Bill Gates gilt nicht nur als Technologiepionier und Philanthrop, sondern auch als äußerst disziplinierter Investor. Über die Gates Foundation fließen Milliarden in Bildung, Gesundheit und globale Entwicklung – doch das Fundament dieser wohltätigen Ambitionen ist ein Börsenportfolio, das in puncto Größe und Struktur auch institutionellen Investoren Respekt abverlangt.
Zum Jahresende 2024 umfasste das Aktienvermögen des Gates Foundation Trusts laut SEC-Filings ein Volumen von rund 70,2 Milliarden US-Dollar.
Die Zusammensetzung wirkt dabei fast schon konservativ – aber nie beliebig. Es ist ein Portfolio, das langfristig denkt, auf Marktführer setzt und nicht selten auf die stille Kraft von Infrastruktur und Basiskonsum vertraut.
Microsoft bleibt das Rückgrat – mit Abstand
Unverändert an der Spitze steht Microsoft. Mit einem Marktwert von knapp 12 Milliarden US-Dollar machen die verbleibenden 28,5 Millionen Aktien rund 28,5 % des gesamten Portfolios aus.
Zwar wurde der Bestand im Jahr 2024 leicht reduziert, doch bleibt Microsoft – die einstige Gründung von Gates – das Herzstück der Stiftung. Es ist weniger eine Liebeserklärung als ein rationaler Anker: Die Aktie liefert seit Jahrzehnten verlässlich Wachstum und Dividenden.
Waste Management auf Platz drei – Müll ist mehr als Dreck
An zweiter Stelle folgt die B-Klasse von Berkshire Hathaway mit rund 8,9 Milliarden Dollar Investment. Besonders interessant: Die Nummer drei im Depot ist kein Tech-Wert, sondern das Abfallunternehmen Waste Management.

Mit einem Depotanteil von über 15 % und einer Beteiligung von mehr als 32 Millionen Aktien setzt Gates hier auf ein Geschäftsmodell mit niedriger Volatilität, stetigem Cashflow und langfristiger Nachfrage – Müll, so scheint es, ist eine verlässliche Wette auf den Kapitalismus.
Eisenbahnen, Baumaschinen und Basiskonsum
Mit Canadian National Railway (5,5 Mrd. USD), Caterpillar (2,7 Mrd. USD), Deere & Co. (1,5 Mrd. USD), Ecolab (1,2 Mrd. USD), Walmart (820 Mio. USD), FedEx (713 Mio. USD) und Coca-Cola Femsa (484 Mio. USD) zeigt sich die Handschrift eines Investors, der nach Marktführern mit Preissetzungsmacht, defensivem Charakter und globaler Bedeutung sucht.
Auffällig: Die meisten dieser Unternehmen haben ihre Wurzeln in traditioneller Industrie oder Konsumgüterwirtschaft. Technologie spielt zwar eine zentrale Rolle im Portfolio – wird aber selektiv und mit klarer Risikosteuerung beigemischt.
Gates denkt zyklisch, aber antizyklisch
Die Gewichtung ist dabei kein Zufall. Industrieunternehmen wie Caterpillar und Deere profitieren vom globalen Infrastrukturboom – und bieten gleichzeitig Zugang zu ESG-relevanten Zukunftsthemen wie Wasserwirtschaft, Ernährungssicherheit und Energieeffizienz.
Waste Management wiederum profitiert von urbaner Expansion, regulatorischen Veränderungen und dem Trend zur Kreislaufwirtschaft. Und Walmart steht wie kaum ein anderer Einzelhändler für Resilienz im Massenmarkt – besonders in Zeiten steigender Preise.
Verkauft wird nicht oft – aber konsequent
Trotz des Rufs als langfristiger Anleger ist die Gates-Stiftung kein passiver Fonds. So wurden etwa in den vergangenen zwei Jahren rund 10 Millionen Berkshire-Aktien abgestoßen.
Microsoft-Bestände wurden ebenfalls reduziert. Die Verkäufe erscheinen weniger als Misstrauensvotum, sondern als bewusste Umschichtung zugunsten von Diversifikation und liquider Reserve.
Zahlen, die haften bleiben
- 70,2 Mrd. USD: Gesamtwert des Aktienportfolios der Gates Foundation
- 28,5 %: Anteil von Microsoft am Gesamtportfolio
- 6,5 Mrd. USD: Investment in Waste Management – dem größten Abfallentsorger der USA
- 2 Mio.+: Mitarbeiter weltweit bei Walmart – größter privater Arbeitgeber der Welt
- 3,59 %: Portfolioanteil von Deere & Co. – auch Traktoren machen Rendite
Das vielleicht klügste ETF-Ersatzportfolio der Welt
Die Top-10-Positionen der Gates Foundation lesen sich wie das Destillat eines strategisch agierenden Value-Investors mit globalem Anspruch. Technologie? Ja, aber nicht blind. Konsumgüter? Nur mit Marktmacht. Industrie? Wenn sie Cashflow bringt.
Was Gates an der Börse betreibt, ist kein blinder Aktivismus, sondern ein lehrbuchartiges Beispiel für langfristige Kapitalallokation – und ein stilles Plädoyer für das oft unterschätzte Prinzip: Geduld ist die schärfste Waffe im Arsenal eines Investors.
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