25. November, 2024

Politik

Die Macht des Geldes: Wie das Einkommen die politische Haltung beeinflusst und die Demokratie bedroht

Eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung enthüllt, warum steigende Einkommensungleichheit das Vertrauen in politische Institutionen erschüttern und populistischen Bewegungen Tür und Tor öffnen kann.

Die Macht des Geldes: Wie das Einkommen die politische Haltung beeinflusst und die Demokratie bedroht

Sag mir, was du verdienst, und ich sag dir, wen du wählst? Dieser Gedanke mag banal erscheinen, aber eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass das Einkommen tatsächlich einen erheblichen Einfluss auf unsere politische Haltung und das Vertrauen in demokratische Institutionen hat.

Die Analyse warnt vor den Gefahren, die mit steigender Einkommensungleichheit einhergehen und wie diese die Grundfesten der Demokratie erschüttern können.

Die Schere zwischen Arm und Reich wächst in Deutschland, und die jüngsten Erkenntnisse aus dem "Verteilungsbericht 2023" der Hans-Böckler-Stiftung sind alarmierend. Von 2010 bis 2022 stieg die Einkommensarmut von 14,5% auf besorgniserregende 16,7%.

Die Autoren der Studie, Jan Brülle und Dorothee Spannagel, weisen auf die Ausweitung des Niedriglohnsektors bis Ende der 2010er-Jahre als einen der Hauptgründe hin.

Doch was bedeutet eigentlich "arm" in diesem Kontext? Die Studie definiert Haushalte als "arm", wenn ihr Einkommen weniger als 60% des mittleren Nettoeinkommens in Deutschland beträgt. Der Blick auf diese Zahlen verdeutlicht, dass die Armut wächst, und dies hat direkte Auswirkungen auf die politische Einstellung.

Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich manifestiert sich nicht nur in den Geldbeuteln der Menschen, sondern spiegelt sich auch in politischer Hinsicht wider.

Der Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit misst, stieg von 0,26 (Ende der 1990er) auf 0,30 im Jahr 2022. Die Einkommensungleichheit verschärft sich, und das obere Fünftel der Haushalte verdient nun 4,6 Mal so viel wie das unterste Fünftel.

Die Frage, ob Geld die politische Haltung beeinflusst, wird durch die Ergebnisse der Studie bekräftigt. Menschen mit niedrigem Einkommen neigen nicht nur dazu, unzufriedener zu sein, sondern hegen auch vermehrt Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen.

Die Forscher belegen dies anhand von SOEP-Interviews, in denen das Vertrauen gegenüber Politikern, der Polizei und dem Rechtssystem auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet wurde.

Nicht überraschend ist, dass Menschen mit geringem Einkommen häufiger ein geringes Vertrauen in politische Institutionen bekunden.

Die Studie zeigt, dass 58,1% der dauerhaft Armen "geringes Vertrauen" gegenüber Politikern haben, im Gegensatz zu 37,1% bei den Einkommensreichen. Ähnliche Unterschiede zeigen sich beim Vertrauen in die Polizei und das Rechtssystem.

Doch warum führt ein niedriges Einkommen zu politischem Misstrauen? Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass materielle Sorgen und soziale Anerkennung eine Rolle spielen.

Menschen mit niedrigem Einkommen fühlen sich oft nicht wertgeschätzt, was zu einer Entfremdung von der Gesellschaft und dem politischen System führen kann.

Die Heinrich-Böll-Stiftung betont die Bedeutung der sozialen Anerkennung und wie diese die Haltung zu Staat und Gesellschaft beeinflusst.

Die Forscher weisen darauf hin, dass etwa 48% der Einkommensreichen angeben, dass andere oft zu ihnen aufsehen, während nur 24% der dauerhaft Armen dasselbe empfinden.

Fehlende Wertschätzung kann laut den Autoren zu einem Vertrauensverlust in politische Institutionen führen, was wiederum eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Insbesondere populistische Bewegungen könnten davon profitieren.

Die Studie hebt hervor, dass Menschen mit geringem Vertrauen in politische Akteure eher dazu neigen, populistische Parteien zu unterstützen.

Die Schlussfolgerung ist klar: Einkommensungleichheit ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern birgt auch erhebliche politische Risiken. Wenn die Kluft zwischen Arm und Reich weiter wächst, könnte dies nicht nur das Vertrauen in politische Institutionen erschüttern, sondern auch die Grundlagen der Demokratie gefährden.