02. Januar, 2025

Wirtschaft

Die Luxusoffensive der britischen Privatschulen: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Luxusoffensive der britischen Privatschulen: Ein Blick hinter die Kulissen

Ratcliffe College in Leicestershire hat das neue Schuljahr mit einer besonderen Neuigkeit begrüßt: Anstelle gewöhnlicher Klaviere spielen die Schülerinnen und Schüler der Musikabteilung nun ausschließlich auf Steinways, den weltweit renommierten Konzertflügeln, deren Preise bei etwa 10.000 Pfund beginnen. Der Trend zu sogenannten "All-Steinway Schools" gewinnt im unabhängigen Bildungssektor zunehmend an Beliebtheit, wie das Unternehmen auf seiner Website selbstbewusst verkündet.

Diese Entwicklung ist Teil eines breiteren Trends, bei dem britische Privatschulen in einen Wettstreit um die besten Einrichtungen eintreten, um eine wohlhabende Klientel anzusprechen. Gleichzeitig bereitet sich der Sektor auf eine neue Herausforderung vor: Ab Januar plant die Labour-Regierung, eine Mehrwertsteuer von 20 Prozent auf Schulgebühren einzuführen, was Kritiker als unethisch erachten und befürchten, dass dadurch Bildung für viele Familien unerschwinglich wird. Laut Regierungsvertretern jedoch ist die Steuer eine Reaktion auf die kontinuierlich steigenden Gebühren: Seit 2003 sind sie laut dem Institute for Fiscal Studies um durchschnittlich 55 Prozent auf nun etwa 15.200 Pfund jährlich gestiegen, mit Spitzen von über 60.000 Pfund bei Schulen wie Eton und Winchester.

Ehemalige Schulleiter wie Peter Tait verweisen auf den Wettbewerb um erstklassige Sportstätten und topmoderne Theateranlagen. Diese Lockmittel könnten die Schulen zu einer pragmatischeren Investitionspolitik anregen, wenn die Eltern nicht durch solche Einrichtungen verführt würden. Lord Ralph Lucas, ein konservativer Peer und Redakteur des Good Schools Guide, sieht in der neuen Mehrwertsteuer die Chance für den Sektor zur Selbstreflexion: Einst konnten sogar Ärzte und Abgeordnete ihre Kinder bedenkenlos auf Privatschulen schicken, doch dies ist heute kaum noch möglich.

Beispiele für den Luxuswettlauf gibt es zuhauf: Das Bradfield College in Berkshire erstrahlt mit einem Freilufttheater aus dem Jahr 1888, Bedales School in Hampshire bietet ein 320-Plätze-Theater, während Millfield School in Somerset mit hochmodernen Poloanlagen glänzt. Auch Eton College investierte in Sporteinrichtungen, wie die Ruderanlage aus den Olympischen Spielen 2012. Doch nicht alle Schulen folgen diesem Trend: Concept Education, unter Führung von Hugh Dickinson, strebt bezahlbare Gebühren an und hinterfragt, ob einige Schulen mit ihrem Luxusangebot zu weit gegangen sind.

Dickinson weist darauf hin, dass der Wettbewerb um immer bessere Einrichtungen die Gebührenanstiege zwar in manchen Fällen befeuert hat, jedoch auch andere Faktoren wie strenge Regulierungen und die hohe Lehreranzahl eine Rolle spielen. Philip Britton von Bolton School sieht in den infrastrukturellen Investitionen eher die Ausnahme als die Regel. Vielmehr seien es gestiegene Personalkosten und höhere Ansprüche an die Betreuung, die zu den teuren Gebühren beitragen. Der Slogan seiner Schule bleibt schlicht: "Bezahlbar und lohnenswert."