05. Januar, 2025

Wirtschaft

Die Luftfahrt hebt ab – nur nicht in Deutschland

Während die Passagierzahlen weltweit steigen, bleibt der deutsche Luftverkehr deutlich hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Warum hinkt der Standort Deutschland hinterher?

Die Luftfahrt hebt ab – nur nicht in Deutschland
Airbus und Boeing kämpfen mit Produktionsengpässen, wodurch Airlines wie Lufthansa auf veraltete Maschinen setzen müssen. Das treibt Wartungs- und Treibstoffkosten in die Höhe.

Die Zahlen klingen beeindruckend: Weltweit sollen 2025 erstmals mehr als 5,2 Milliarden Menschen in Flugzeugen Platz nehmen, ein Anstieg von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

IATA
The International Air Transport Association (IATA) represents and serves airlines with advocacy and global standards for safety, security, efficiency and sustainability.

Die Airlines können sich zudem über steigende Gewinne freuen – der Weltverband IATA rechnet mit einem Nettogewinn von 36,6 Milliarden US-Dollar. Doch was in den USA, Asien und selbst in Teilen Europas nach einem neuen Höhenflug aussieht, bleibt in Deutschland bestenfalls ein Start auf der Rollbahn.

Die neuesten Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) zeichnen ein düsteres Bild. Das Passagieraufkommen an deutschen Flughäfen wird bis Mitte 2025 weiterhin nur 86 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen. Besonders der Inlandsverkehr steckt mit gerade einmal 49 Prozent der Kapazität von 2019 tief in der Krise. Was läuft schief in Deutschlands Himmel?

Ein Problem des Angebots: Flugzeuglieferungen stocken

Einer der größten Stolpersteine für die Branche sind die anhaltenden Lieferengpässe bei Flugzeugherstellern. Airbus und Boeing kämpfen weiterhin mit Produktionsproblemen und können bestellte Jets nicht wie geplant ausliefern.

Für die Lufthansa bedeutet das: Alte Maschinen müssen länger fliegen, was die Betriebskosten erhöht und Effizienzgewinne durch moderne Technik ausbremst.

„Wir werden noch einige Jahre mit den Verzögerungen leben müssen“, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr kürzlich. Auch IATA-Chef Willie Walsh äußerte harsche Kritik: „Die Geduld der Branche ist am Ende.“

Die EU zwingt Fluggesellschaften ab 2025, teuren synthetischen Treibstoff beizumischen. Ein Wettbewerbsnachteil, den Airlines aus Asien und dem Mittleren Osten nicht haben.

Denn während die fehlenden Jets den Fluggesellschaften helfen, ihre Kapazitäten nicht zu überdehnen – was die Ticketpreise hochhält –, sorgt der verlängerte Einsatz älterer Modelle für höhere Wartungs- und Treibstoffkosten.

Klimapolitik: Eine neue Kostenbelastung für Europas Airlines

Der Klimawandel drückt ebenfalls auf die Bilanzen, insbesondere in Europa. Ab 2025 verlangt die EU-Kommission, dass Fluggesellschaften synthetischen Treibstoff (SAF) beimischen.

Das Ziel ist umweltpolitisch sinnvoll, doch die Kosten sind enorm: SAF ist nicht nur knapp, sondern auch teuer. Airlines wie Lufthansa warnen vor einem gravierenden Wettbewerbsnachteil gegenüber internationalen Rivalen, die diesen Auflagen nicht unterliegen.

Erst im Dezember schrieb der Lufthansa-Aufsichtsrat einen Brandbrief an die Politik in Berlin und Brüssel, um auf die finanziellen Belastungen aufmerksam zu machen. Ob diese späte Intervention etwas bewirken kann, bleibt fraglich.

Weltwirtschaft und geopolitische Spannungen

Nicht nur der Passagierverkehr, auch die Luftfracht steht vor Herausforderungen. Während IATA für 2025 ein Wachstum von sechs Prozent in der Frachtmenge prognostiziert, könnte die Weltkonjunktur diesen Optimismus schnell zunichtemachen. Besonders der Transatlantikverkehr, der für deutsche Airlines wie Lufthansa essenziell ist, steht unter Druck.

Während der weltweite Luftverkehr boomt, liegt das Inlandsangebot in Deutschland weiterhin bei nur 49 Prozent des Vorkrisenniveaus. Ein Zeichen für strukturelle Schwächen im Markt.

Ein Beispiel: Sollte der neue US-Präsident Donald Trump die angedrohten Importzölle umsetzen, könnten Handelsströme ins Stocken geraten. Für die Lufthansa, die allein 50 Prozent ihrer Langstreckenflüge über den Atlantik abwickelt, wäre das ein harter Schlag.

„Der transatlantische Verkehr ist das Rückgrat unseres Geschäfts“, erklärte Spohr unlängst in New York. Bräche dieser Bereich weg, wären sowohl Passagier- als auch Frachtverkehr massiv betroffen.

Asiatische und Golf-Airlines setzen deutsche Anbieter unter Druck

Hinzu kommt die zunehmende Konkurrenz durch Airlines aus Asien und dem Mittleren Osten. Chinesische Fluggesellschaften können durch Überflugsrechte über Russland deutlich kürzere und kostengünstigere Routen anbieten als ihre europäischen Wettbewerber.

Gleichzeitig bauen Turkish Airlines und Golf-Airlines wie Emirates ihr Angebot auf beliebten Strecken weiter aus. Dank niedrigerer Betriebskosten bieten sie Ticketpreise, mit denen Lufthansa nicht mithalten kann.

Warum Deutschland zurückfällt

Die Ursachen für die schwache Entwicklung des deutschen Luftverkehrs sind vielfältig: die schleppende Erholung des Inlandsverkehrs, hohe Betriebskosten durch veraltete Maschinen, strenge Klimavorgaben der EU und eine geopolitisch bedingte Benachteiligung auf asiatischen Strecken. Während Airlines weltweit optimistisch in die Zukunft blicken, kämpft die deutsche Branche weiterhin mit strukturellen Problemen.

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