Auf dem Parteitag der Linken in Augsburg herrschte erneut der Funktionärsfeudalismus vor. Die Delegierten, die mehrheitlich seit Jahrzehnten in der Partei aktiv sind, bestimmen weiterhin über die Postenvergabe. Die Ursachenanalyse von Wahlniederlagen und die Kritik an diesem System werden dabei weitestgehend vermieden.
Vor mehr als zehn Jahren erreichte die Linke ihren bisherigen Höhepunkt, als sie sich als Partei einer linken Sozialdemokratie positionierte und gegen Hartz IV sowie imperialistische Kriege auftrat. Damals konnte sie fünf Millionen Wählerstimmen für sich gewinnen. Leider haben seitdem die vorwiegend ostdeutschen Funktionäre, die gegen diesen Kurs angekämpft haben, die Oberhand gewonnen und den Parteiruin herbeigeführt.
Selbst wenn die Linke beispielsweise nach 15 Jahren aus dem Landtag in Hessen fliegt, ruht das Spitzenpersonal weiterhin unabhängig in ihren Amtssesseln. Die Pöstchenvergabe wird weiterhin von den jahrzehntelangen Mandatsträgern und Beschäftigten der Partei bestimmt. Der bürgerliche Flügel, der sich für eine stärkere Öffnung zur Mitte der Gesellschaft einsetzen wollte, wurde somit erneut ausgebremst.
Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die Partei Die Linke dringend eine Kursänderung benötigt. Eine ehrliche Ursachenanalyse der vergangenen Wahlniederlagen und eine Neuausrichtung hin zu den Positionen einer linken Sozialdemokratie könnten der Partei neuen Aufschwung verleihen. Doch solange der Funktionärsfeudalismus weiterhin die Pöstchenvergabe bestimmt, bleibt dies nur ein Wunschdenken.