08. Januar, 2025

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Die Joghurtsteuer: Warum neue Abgaben die Lebensmittelpreise anheizen

Das Umweltbundesamt zieht Joghurtbecher und Milchkartons in den Einwegkunststofffonds. Industrievertreter warnen vor steigenden Kosten – auch für Verbraucher.

Die Joghurtsteuer: Warum neue Abgaben die Lebensmittelpreise anheizen
Joghurt im Fokus: Der 250-Gramm-Becher soll laut UBA häufig unterwegs konsumiert werden – die Industrie widerspricht.

Das Jahr beginnt mit einer Überraschung aus der Umweltecke: Das Umweltbundesamt (UBA) hat große Joghurtbecher in den Anwendungsbereich des Einwegkunststofffonds aufgenommen.

Diese Regelung, ursprünglich für To-Go-Verpackungen wie Kaffeebecher gedacht, soll die Müllbelastung reduzieren. Doch die Lebensmittelindustrie zeigt sich alarmiert. Branchenverbände warnen, dass die Abgabe nicht nur die Molkereien trifft, sondern am Ende auch die Verbraucher.

Was das Gesetz vorsieht

Das Einwegkunststofffonds-Gesetz (EKWFondsG) basiert auf einer EU-Richtlinie und soll das Verursacherprinzip stärken. Hersteller von Einwegprodukten wie Plastikgeschirr, Zigarettenfiltern oder Feuchttüchern müssen Geld in einen Fonds einzahlen, um die Kosten der öffentlichen Müllbeseitigung zu decken.

Seit Januar gilt dies auch für 250-Gramm-Joghurtbecher aus Polypropylen. Pro Tonne dieser Becher werden 177 Euro fällig.

"Die Lebensrealität ignoriert"

Kritik an der Regelung kommt prompt. „Kein Mensch isst seinen Joghurt direkt im Supermarkt oder auf der Straße“, moniert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland. Die Becher landen in der Regel ordentlich im Gelben Sack.

Höhere Preise drohen: Verbraucher müssen mit steigenden Kosten für Milchprodukte rechnen, warnen Branchenvertreter.

Ähnlich sieht das Karin Monke vom Milchindustrie-Verband: „Das Gesetz verfehlt sein Ziel. Es wurde geschaffen, um Müll an Stränden zu reduzieren – Joghurtbecher spielen dabei keine Rolle.“

Das UBA widerspricht. Die Behörde geht davon aus, dass der Verzehr oft direkt aus dem Becher erfolgt, was die Einstufung rechtfertige.

Ein Liter Milch als To-Go?

Noch absurder erscheint die geplante Aufnahme von 1-Liter-Milchkartons in den Fonds. Obwohl Experten der Einwegkunststoffkommission davon abraten, hält das UBA daran fest.

Die Begründung: Die Kartons fallen unter die gesetzlich definierte Kategorie „Getränkebehälter bis drei Liter“.

Drohende Preiserhöhungen

Die Auswirkungen könnten weitreichend sein. „Die Verpackungen werden teurer, und die Mehrkosten landen letztlich bei den Verbrauchern“, erklärt Monke. Doch nicht nur die Preise für Joghurt und Milch könnten steigen.

Sollte das UBA seinen Anwendungsbereich weiter ausdehnen, könnten auch Butter, Feinkostsalate und Fleischwaren betroffen sein.

Martin Engelmann von der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) warnt: „Wenn alle verzehrfertigen Lebensmittel im Supermarkt unter die Regelung fallen, werden die Preise explodieren.“

Industrie sieht sich unter Druck

Für viele Molkereien könnte die neue Abgabe existenzbedrohend werden, zumal der Verhandlungsspielraum mit dem Lebensmittelhandel eng ist. Sollten die Supermärkte die Kosten nicht mittragen, könnte der Druck auf die Milchbauern steigen, die ohnehin schon mit niedrigen Margen kämpfen.

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