27. November, 2024

Reichtum

Die Großen Diskrepanzen in den Ruhestands-Erwartungen amerikanischer Arbeitnehmer und Rentner

Die Großen Diskrepanzen in den Ruhestands-Erwartungen amerikanischer Arbeitnehmer und Rentner

Für viele Amerikaner, die noch im Berufsleben stehen, wirkt der Ruhestand düster und besorgniserregend. Dennoch zeigt sich ein deutlich unterschiedliches Bild bei Menschen, die bereits in Rente sind. Jüngste Studien belegen diese Kluft eindrucksvoll.

Zukünftige Rentner schätzen, dass sie durchschnittlich 1,2 Millionen Dollar benötigen, um bequem in den Ruhestand gehen zu können, wie eine Umfrage des Investmentmanagers Schroders zeigt. Fast die Hälfte von ihnen geht jedoch davon aus, weniger als 500.000 Dollar zur Verfügung zu haben. Zudem geben nur 20 % aller Mittelklasseamerikaner an, sehr zuversichtlich zu sein, ihren Ruhestand ohne finanzielle Engpässe genießen zu können.

Das Panikgefühl vor dem Ruhestand ist also durchaus real und verständlich.

Auf der anderen Seite des Spektrums sind jedoch acht von zehn Rentnern im Alter von 65 bis 80 Jahren der Meinung, ausreichend Geld zu haben, um den Ruhestand komfortabel zu gestalten, wie eine aktuelle Umfrage von Gallup belegt. Laut Craig Copeland, dem Direktor der Wealth Benefits Research bei EBRI, liegt dies primär an der Ungewissheit: „Menschen wissen nicht genau, was auf sie zukommt, wie viel sie haben werden und wie sie damit leben können. Doch sobald sie tatsächlich in Rente sind, passen sie sich an.“

Ergänzend dazu stellt Schroders fest, dass etwa ein Viertel der noch arbeitenden Bürger den Verlust des regelmäßigen Gehaltseingangs als „erschreckend“ empfindet. Dabei ist der Übergang von der Ansparphase zur Entnahmephase der Ruhestandsplanung notorisch schwierig, wie Deb Boyden, Leiterin des US-Defined Contribution-Bereichs bei Schroders, erklärt.

So schätzen Arbeitnehmer ihren erforderlichen monatlichen Bedarf im Ruhestand auf 4.947 Dollar, während aktuelle Rentner berichten, mit 4.258 Dollar im Monat gut auszukommen.

Interessanterweise planen viele besorgte zukünftige Rentner, ihre Sozialversicherungsleistungen vor dem Alter von 67 Jahren in Anspruch zu nehmen, obwohl sie wissen, dass sie bei einem späteren Start höhere Leistungen erhalten würden. Aber der Bedarf an sofortiger Liquidität sowie Bedenken über die Zukunft der Sozialversicherung führen oft dazu, dass sie die Zahlungen frühzeitig beginnen.

Experten wie Deb Boyden warnen, dass das frühe Einfordern der Sozialversicherungsleistungen teuer werden könnte: „Die von der Sozialversicherung generierten Mittel sind für viele Rentner die verlässlichste Einkommensquelle, und dennoch nutzen nur wenige diese Zahlungen maximal aus.“ Die langfristige Lebensqualität könnte dadurch erheblich beeinträchtigt werden.

Seit 23 Jahren zeigt Gallup in ihren Umfragen eine stetig existierende Diskrepanz zwischen den Erwartungen der zukünftigen und den Erfahrungen der gegenwärtigen Rentner. Verschiedene Faktoren, wie niedrigere Lebenshaltungskosten durch Medicare oder Umzüge in günstigere Wohngegenden, tragen zu einem positiveren Rentnerdasein bei.

Fast vier von fünf aktuellen Rentnern berichten, dass sie ihr Geld so ausgeben können, wie sie möchten, und die Mehrheit sieht sich in der Lage, den Ruhestand zu führen, den sie sich vorgestellt haben. Tatsächlich sparen dabei mehr als die Hälfte der Rentner sogar noch für die Zukunft.

Dieser positive Ausblick basiert größtenteils auf gründlicher Planung und Anpassung an individuelle Gegebenheiten. Dabei helfen regelmäßige Überprüfungen und Neuausrichtungen der Vermögensallokation sowie die Konsultation eines Finanzberaters, um Unsicherheiten abzubauen.

Laut Justin Samples, einem Vermögensberater bei Ameriprise Financial, sind viele Rentner besser vorbereitet, als sie selbst glauben. „Den individuellen Finanzbedarf zu verstehen und regelmäßig zu überprüfen ist der erste Schritt, um die finanziellen Anforderungen der Zukunft realistisch einschätzen zu können.“